Computerattacken kommen meist von außen, kaum aus den eigenen Reihen
Archivmeldung vom 10.02.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlUnter Computerfachleuten geht die Angst vor neuen Gegnern um: Von Statistiken aufgerüttelt sehen Unternehmen den Diebstahl vertraulicher Daten und Sabotageakte durch verärgerte Mitarbeiter als Hauptgefahren für die Informationssicherheit an. Eine Untersuchung der Zeitschrift LANline zeigt jedoch, dass hinter der neuen Gefahr der "Innentäter" vor allem ein Marketingtrick steckt.
Unternehmen sollten eher auf Industriespione achten, die sich mit
Trojanischen Pferden und anderen Mitteln den Insider-Status von außen
erschleichen, schreibt die Zeitschrift in ihrer Februarausgabe.
Die These, 70 bis 90 Prozent der Angriffe auf Computernetze von
Unternehmen kämen von innen, wird zurzeit in unzähligen Fachbeiträgen
wiederholt - meist ohne exakten Quellenbeleg. Viele
Sicherheitsverantwortliche sehen die Annahme inzwischen als
unbezweifelbar an. Ein Versuch der Zeitschrift LANline, der Statistik
auf den Grund zu gehen, fördert nun ein überraschendes Ergebnis
zutage: Das Innentätertheorie lässt sich weder statistisch noch
messtechnisch belegen.
Die behauptete Eindeutigkeit der einschlägigen Erhebungen besteht
nicht: Manche der gern herangezogenen Studien beziehen sich wie bei
KPMG gar nicht auf das IT-Umfeld, oder sie ermitteln wie die
CSI/FBI-Studie lediglich einen Innentäteranteil zwischen 30 und 50
Prozent. Darüber hinaus erfragen viele Studien keine realen Vorfälle,
sondern lediglich Ängste von Managern.
Noch schwerer wiegen messtechnische Bedenken. Im Gespräch mit LANline weist der IT-Forensiker Peter Kämper nach, dass bei Standardmessungen im Netz zwangsläufig nahezu alle externen Attacken als interne gewertet werden müssen. Ein erfolgreicher externer Angriff zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sich der Akteur mit spezieller Software den Status eines legitimen Benutzers erschleicht. Das Innentätertheorie erscheint vor diesem Hintergrund als skrupellos eingesetztes Marketing-Tool. Die Erfindung des "inneren Feindes" fördert gezielt den Verkauf nach innen gerichteter Überwachungslösungen.
Quelle: Pressemitteilung Redaktion LANline