Die Reparaturanweisung direkt vor Augen
Archivmeldung vom 17.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStatt dicker Handbücher werden Servicetechniker in Fertigungshallen bzw. Autowerkstätten künftig eine Brille zücken. Beim Blick auf Maschinen und Autos sehen sie nicht nur die einzelnen Bauteile, sondern erhalten gleichzeitig eingespielte Anweisungen zu deren Reparatur.
Ähnliche Anwendungen gibt es bereits in militärischen Flugzeugen und
Hubschraubern. Situativ relevante Informationen werden dem Piloten über
spezielle Vorrichtungen im Helmvisier ins Sichtfeld eingespielt. Somit kann er
sie direkt erfassen, ohne den Blick vom Fluggeschehen wenden zu müssen. Möglich
macht dies eine komplexe Technologie, an der Maschinenbauingenieure und
Informatiker des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen mit Hochdruck
forschen. Im Rahmen von ARTESAS, einem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt,
beschäftigen sie sich mit den vielfältigen Aspekten von "Augmented Reality
basierten Lösungen".
Augmented Reality (AR)" bedeutet, dass die reale
Umgebung eines Menschen durch virtuelle Elemente, hier Reparaturhinweise, im
Sichtfeld ergänzt wird. Dies erfordert den Einsatz von geeigneten Geräten und
Verfahren, die einerseits die genaue Kopfposition des Benutzers erfassen - von
den Fachleuten als Tracking bezeichnet - und andererseits die virtuellen Objekte
in die Wahrnehmung integrieren. Verbindendes Element ist die mit einer Kamera
ausgestattete Brille, ein mobiles Head-Worn-Display (HWD). Diese ist mittels
WLAN mit einem Rechner verbunden, der im Idealfall alle wissenswerten
Informationen über das Fahrzeug oder die Werkzeugmaschine besitzt und
verarbeitet.
"Unser Ziel ist es, ein intelligentes System zu entwickeln,
das den Zustand der Maschine erfasst und analysiert, die richtigen Informationen
aus der Datenbank sucht und letztendlich detaillierte Arbeitsabläufe vorschlägt,
wie der Fehler zu beheben ist", erklärt Dipl.-Ing. Frank Possel-Dölken. Damit
bekäme der Servicetechniker systematische und fundierte Hilfestellung. Ohne
diese können vor allem die variantenreichen und komplexen Produktionsanlagen
künftig nicht mehr betreut werden. Erste Anwendungen werden in drei bis fünf
Jahren möglich sein, schätzt Possel-Dölken. So lange werde es noch dauern, bis
beispielsweise die datentechnische Abbildung der Maschinen oder der Aufbau von
Arbeitsanleitungen und deren Integration in ein Informationssystem gelöst sei.
Auch bei der Verarbeitung der Kamerabilder besteht noch Optimierungsbedarf:
"Sonneneinstrahlungen oder Spiegelungen können das Erkennen der Bauteile in den
Fertigungshallen erschweren", so der RWTH-Wissenschaftler.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.