Alte dreimal länger vor der Glotze als Kinder
Archivmeldung vom 02.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie heutige Großeltern-Generation verbringt viel mehr Zeit vor dem Fernsehgerät als Jugendliche - und langweilt sich dabei viel eher. Das haben Forscher der University of California in San Diego soeben in einer repräsentativen Studie herausgefunden. 3.000 US-Amerikaner zwischen 15 und 98 Jahren führten dazu über ihr Medienverhalten Tagebuch. Menschen ab 65 verbringen dem zufolge dreimal mehr Zeit vor dem Fernseher als junge Erwachsene.
Was die Forscher für die USA feststellten, gilt auch für Europa. "Die Zielgruppe ab 50 Jahren sah im Jahr 2009 pro Tag 279 Minuten fern. Die Gruppe zwischen 14 und 49 Jahren im Schnitt 182 Minuten, bei Kindern bis 13 Jahren sind es nur 88 Minuten", berichtet Karin Walter, Expertin für TV-Quoten bei MediaControl, gegenüber pressetext. Andere Studien deuten allerdings darauf hin, dass die Fernsehzeit bei Kindern deutlich höher sein dürfte.
Der Hamburger Medienwissenschaftler Hans-Dieter Kübler sieht auch
die Intensität der Nutzung des Fernsehens bei der Gruppe der Senioren am
höchsten. "Mit steigendem Alter nehmen die persönlichen Kontakte ab,
und die Fernsehnutzung erreicht eine zentrale Funktion. Besonders alte
Menschen verbinden viele Erwartungen und auch emotionale Bindungen mit
diesem Medium." Der Boom neuer Medien ist in dieser Altersgruppe
hingegen bisher nur sehr abgeschwächt zu finden.
Zuviel Fernsehen macht unglücklich
Der Schwerpunkt der US-Studie, die im "American Journal of Preventive Medicine" veröffentlicht wurde, lag allerdings bei den gesundheitlichen Auswirkungen des TV-Konsums. Die positive Stresslinderung, die das Fernsehen den Jüngeren bringt, ist bei Senioren nur wenig festzustellen. Hingegen sinkt bei ihnen die Lebenszufriedenheit, je länger sie täglich fernsehen. Das dürfte mit der Verringerung anderer Aktivitäten wie die Pflege von Sozialkontakten oder Sport einher gehen, schätzen die Forscher um Colin A. Depp.
Quelle: pressetext.deutschland Johannes Pernsteiner