Online auf der Autobahn
Archivmeldung vom 25.08.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Autobranche hat es zur Zeit nicht leicht. Vor allem nicht in den USA, wo große Schlitten die Norm und günstiger Sprit Vergangenheit sind. Man lässt sich also einiges einfallen: General Motors etwa gewährt erneut riesige Rabatte, legt Cash drauf und ruiniert sich die Margen - doch die dümmste Idee kommt von Chrysler
Das Unternehmen, das mit seinen Modellen seit Jahren keinen mehr
begeistert hat, sieht sich jetzt als ultimativen Trendsetter und bietet
der Informationsgesellschaft den einzigen Luxus, der bisher noch
gefehlt hat: Internet im Auto, immer und überall. Einige Modelle der
Baureihe 2009 sollen zu Hotspots werden, Passagiere können online gehen
- auf dem Parkplatz, beim Einkaufen und auf dem Highway.
Gedacht ist das ganze wohl als Service für die Kids. Die
sollen auf dem Rücksitz surfen können, damit die Eltern ihre Ruhe
haben. Auch Geschäftsleute auf dem Weg zur Vertragsverhandlung könnten
noch einmal kurz ihre Emails checken, während sich der Chauffeur durch
die Rush Hour von New York oder Frankfurt quält.
Doch gefährlich wird das ganze, wenn nicht nur die Passagiere
online gehen, sondern auch der Fahrer selbst. Per Laptop etwa, der dann
auf dem Beifahrersitz liegt. Unvorstellbar? - Wohl kaum. Schließlich
hat sich nicht nur das Telefonieren am Steuer durchgesetzt; auch
getextet wird immer häufiger. In den USA ist das Problem mittlerweile
so groß geworden, dass landesweit Anzeigenkampagnen laufen, um vor
allem junge Autofahrer zur Vernunft zu bringen.
Die Unfallgefahr ist für Autofahrer am Handy bereits viermal
so hoch wie ohne. Kaum auszudenken, was passiert, wenn jetzt der
Computer mitsamt dem World Wide Web für Ablenkung sorgt. Und völlig
offen, was als nächstes kommt? - Eine Waschmaschine auf dem
Beifahrersitz und ein ausklappbares Bügelbrett in der Mittelkonsole? So
wichtig Multitasking geworden ist, im Auto ist der ständige Einbau
neuer Gadgets keine gute Idee.
Allerdings ist völlig klar, warum Chrysler den Auto-Hotspot
dennoch anbietet. Genau wie die Kollegen bei GM und Ford ist man
mechanisch gesehen so weit hinter die europäische und asiatische
Konkurrenz zurückgefallen, dass sich längst niemand mehr für die Wagen
alleine begeistert. Ohne absurde Zusätze drohen sie nicht einmal
wahrgenommen zu werden.