Niederländischer nationaler Supercomputer Huygens gewinnt gegen Go-Profispieler
Archivmeldung vom 15.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf dem 24. Jahreskongress über das Go-Spiel, der vom 2. bis 10. August in Portland im US-Bundesstaat Oregon stattfand, besiegte der brandneue niederländische Supercomputer Huygens in einem offiziellen Wettkampf mit einer Vorgabe von 9 Steinen einen Go-Profi.
Das ist der erste Sieg, der im Go-Spiel von einem Computer gegen einen Menschen erreicht wurde. Die von INRIA in Frankreich und der Universität von Maastricht entwickelte Anwendung "MoGo Titan" läuft auf dem nationalen Supercomputer, der sich bei SARA in Amsterdam befindet.
Nach dem Sieg von IBMs Deep Blue gegen Garri Kasparow hat das Go-Spiel Schach als Versuchsumfeld für die Künstliche-Intelligenz-Forschung (AI) ersetzt. Obwohl auf dem Gebiet des Go bereits seit 40 Jahren geforscht wurde, zeigten sich im Computer-Go nur langsame Fortschritte. Die besten Programme spielten auf einem (schwachen) Amateurniveau. Alle Arten von AI-Techniken, die entweder in den Spielen oder auf anderen Anwendungsgebieten gute Ergebnisse erzielen konnten, erwiesen sich als erfolglos. Seit 2006, als ein neuer Algorithmus mit dem Namen "Monte Carlo Tree Search" vorgeschlagen wurde, hat sich das Niveau der Go-Programme drastisch verbessert.
Blitzpartien
Am 5. August wurden vor der "wirklichen Partie" zunächst drei Blitzpartien mit unterschiedlichen Vorgaben gespielt. Bei diesen Blitzpartien war Kim MyungWan dem Computer überlegen. Es wurde daher angenommen, dass der Profispieler die Partie, bei der es sich um keine Blitzpartie handelte, gewinnen würde. Das machte den Sieg des Computers noch spektakulärer.
System
Huygens, ein IBM Power 575 Hydro-Cluster-System, ist der neue niederländische nationale Supercomputer. Das System hat eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Billionen Berechnungen pro Sekunde (Teraflop/s), 3328 Power6 Prozessorkerne mit 4,7 GHz, eine Gesamtspeicherkapazität von mehr als 15 TB und nahezu 1000 TB Festplattenkapazität. Das gesamte System befindet sich seit 1. August dieses Jahres in Betrieb. Mithilfe der engagierten Mitarbeiter von SARA konnte die Go-Anwendung innerhalb kürzester Zeit auf dem neuen System einsatzfähig gemacht werden.
Quelle: Universität von Maastricht