3, 2, 1 - deins! Studie an der Uni Bonn zu Motiven von ebay-Verkäufern
Archivmeldung vom 27.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim Thema Internet-Auktionen interessierte sich die Forschung bislang vor allem für die Käufer und ihre Erfolgsstrategien. Anders eine Studie an der Universität Bonn: Sie untersucht, aus welchen Gründen Menschen ebay und Co. als Verkaufsplattform nutzen. Vier verschiedene Typen von Anbietern haben die Bonner Wissenschaftler unter den mehr als 170 Befragten ausgemacht.
Erstaunliches Ergebnis: Der Zusatzverdienst steht nur für wenige von ihnen im Vordergrund.
172 nicht-gewerbliche Anbieter bei Internet-Auktionen haben im letzten Jahr an
einer Umfrage der Professur für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität
Bonn teilgenommen. "Wir wollten herausfinden, wie häufig Menschen wie du und ich
Online-Marktplätze wie ebay als Verkäufer nutzen und aus welchen Gründen",
erklärt Professor Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky. "Unsere Annahme:
Second-Hand-Läden und Flohmärkte gab's schon immer, durch ebay gewinnt der Trend
'vom Verbraucher zum Verkäufer' aber eine ganz andere Dimension."
Tatsächlich hatte 2004 bereits jeder fünfte Deutsche Waren oder
Dienstleistungen über das Internet angeboten. Diese Zahl stammt aus einer
Umfrage des Statistischen Bundesamts; inzwischen dürfte sie noch höher liegen.
"Haushalte werden noch viel zu sehr als rein passive Konsumenten gesehen; sie
sind aber in wirtschaftlichen Belangen viel aktiver, als in der Fachwelt bislang
angenommen wird", kritisiert Piorkowsky.
Doch welche Motive machen aus
Konsumenten Verkäufer? "Die Hälfte der Befragten gab einen Mix von Gründen an,
aus denen sie als Internet-Verkäufer aktiv wurden", erklärt Piorkowskys
Mitarbeiterin Heike Dennig. Rund 40 Prozent nutzten 'ebay' & Co. aber vor
allem aus Vernunftsgründen: Nämlich um Dinge zu verscherbeln, die zu Hause
ohnehin ungenutzt herumstehen - "meist Elektroartikel oder Bücher", sagt Dennig.
Dabei zeigten sich die "Vernunftmotivierten" mit ebay oft sehr zufrieden, wenn
sie auch hin und wieder über die als zu hoch empfundenen Gebühren klagten. Nur
jeder Zehnte von ihnen setzte im Internet mehr als 600 Euro jährlich
um.
Billigplattform für Kunst
Vier Prozent gaben als Hauptmotiv
"Spaß und Spannung" an. Etwa gleich klein war die Gruppe der
"Erwerbsorientierten": Nur für fünf Prozent der Befragten steht der
Zusatzverdienst im Vordergrund. "Diese Gruppe beschafft gezielt Waren für den
Verkauf, meist Raritäten oder Sammlerstücke", sagt Heike Dennig. Sie alle gaben
an, auch schon einmal auf anderen Wegen verkauft zu haben - beispielsweise auf
Flohmärkten, über Inserate oder Second-Hand-Shops oder über andere
Internetauktionshäuser.
Wie zu erwarten, erwirtschafteten die
"Erwerbsorientierten" auch die höchsten Umsätze. Mit ebay zeigten sich viele von
ihnen allerdings nicht sonderlich zufrieden: Der Online-Marktplatz verkomme zur
Billigplattform für vermeintliche Kunst und Fälschungen, lautete mehrfach ein
Vorwurf. Dennoch gaben zwei Drittel von ihnen an, die Plattform häufig zu
nutzen.
Momentan ist es also meist nicht (oder zumindest nicht
hauptsächlich) das "liebe Geld", das Menschen dazu bewegt, als Verkäufer im
Internet aufzutreten. Piorkowsky vermutet jedoch fließende Übergänge zwischen
gelegentlichem Verkauf, regelmäßiger kommerzieller Aktivität und dem Start in
eine kleinbetriebliche Selbständigkeit. "In den USA hat man sogar schon einen
Fachbegriff für diesen neuen Typus oft weiblicher Kleinstunternehmer gefunden:
den 'Mompreneur' - ein Kunstwort aus 'Mother' (Mutter) und 'Entrepreneur'
(Unternehmer)."
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.