Laserscanner steuern Autos
Archivmeldung vom 29.03.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakKann ein Rechner ein Fahrzeug alleine steuern - es also ohne Fahrer sicher durch eine Stadt lenken? Im Prinzip ja, meinen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin.
ie haben zusammen mit ihren Kollegen der Freien Universität Berlin das
Fahrzeug "Spirit of Berlin" entwickelt, das auf der diesjährigen
Hannover-Messe zu sehen ist. Es nahm am Wettbewerb "DARPA Urban
Challenge" teil und schaffte es dort bis ins Halbfinale - völlig
autonom, also ohne Fahrer und ohne Fernsteuerung. Die Urban Challenge
für unbemannte Fahrzeuge wird von der DARPA, der Forschungsabteilung
des US-amerikanischen Verteidigungsministerium veranstaltet und fand im
November 2007 zum ersten Mal auf dem bebauten Gebiet einer verlassenen
kalifornischen Kaserne statt.
Einer der wichtigsten Sensoren des
Autos "Spirit of Berlin" ist ein im Fraunhofer IAIS entwickelter
rotierender 3D-Laserscanner. Er klassifiziert die fahrbare Strecke und
unterscheidet die Straße von Gehwegen, Parkplätzen, Häusern oder
Passanten. "Der Scanner ist auf dem Dach des Fahrzeugs angebracht.
Durch einen Spiegel bewegt er Laserstrahlen ständig auf einer
vertikalen Achse hin und her - er lenkt sie also von oben nach unten
und wieder zurück", erklärt Dr. Hartmut Surmann, Projektleiter am IAIS.
"Ist ein Hindernis im Weg - etwa ein Passant - wird der Laserstrahl
reflektiert und zum Scanner zurück gelenkt. Die Software analysiert
diese Informationen während der Fahrt und lenkt das Auto um den
Menschen herum. Das System besteht aus zwei Laserscannern, die mit der
Rückseite aneinander gestellt sind und wie ein Blaulicht bei einem
Streifenwagen rotieren - so "sehen" sie die komplette Umgebung des
Fahrzeugs." Insgesamt erhält man zwei Komplettbilder pro Sekunde.
Eine
der Herausforderungen liegt darin, die aufgenommenen Werte ständig
analog zur gefahrenen Strecke zu korrigieren. "Bei einer
Geschwindigkeit von 36 Kilometern pro Stunde legt das Auto in der
Sekunde zehn Meter zurück. Die gemessenen Daten müssen daher permanent
an die aktuelle Position des Autos angepasst werden", erklärt Surmann.
Wird
der Führerschein also künftig überflüssig und können sich die Menschen
in selbständig fahrenden Autos bequem zurück lehnen, ohne auf die
Straße und den Verkehr zu achten? "Wohl kaum", meint Surmann, "denn für
Privatautos ist der Scanner mit einem Preis von etwa 17 800 Euro viel
zu teuer - auch wenn er deutlich kostengünstiger ist als herkömmliche
Modelle. Es ging bei diesem Wettbewerb vielmehr darum zu zeigen, wozu
Computer mit den entsprechenden Sensoren wie Laserscanner und Kameras
prinzipiell in der Lage sind."
Doch wo werden die Laserscanner
heute schon verwendet? "Wir setzen unseren 3D-Laserscanner unter
anderem dazu ein, die Sichtbarkeit von Werbeplakaten zu prüfen", sagt
der Wissenschaftler. Von welchem Standpunkt aus sieht man das Plakat,
wo wird es etwa durch einen Baum oder eine Straßenlaterne teilweise
verdeckt? Von wo sieht ein vorbeikommender Autofahrer das Plakat? Der
Laserstrahl tastet in Sekundenschnelle die ganze Ebene ab und liefert
die gewünschte Information mit einem Öffnungswinkel von 120 bis 180
Grad - ähnlich einem Panoramabild. Der Unterschied: Bei einem Foto
erhält der Betrachter keine Informationen über Abstände und
Entfernungen, bei einem Laserscan dagegen schon. "Auf diese Weise
lassen sich Gütekriterien für die Plakatstandorte berechnen, die sich
dann auch im Preis wiederfinden könnten. Eine Plakatwand, die von jedem
beliebigen Winkel aus vollständig zu sehen ist, lässt sich teurer
vermieten als eine, die die Passanten nur aus einer Blickrichtung
erkennen können", sagt Surmann.
Auch bei Sperrguttransporten
kann der 3D-Laserscanner gute Dienste leisten. Wie groß ist der
Freiraum, den der Transporter befahren kann? Wo sind Straßenlaternen im
Weg, welche Brücken sind zu niedrig, welche Tunnel zu eng? Digitale
Straßenkarten geben keine Abstände an. Fährt man dagegen die Strecke
vor dem Transport mit einem Auto ab, auf dem der Laserscanner
angebracht ist, lässt sich auf unkomplizierte und einfache Weise ein
genaues Umgebungsmodell erstellen. Den großen Vorteil des 3D-Scanners
des IAIS sieht Surmann im Preis: Das Gerät kostet lediglich ein Drittel
herkömmlicher 3D-Laserscanner - daher eröffnen sich viele neue
Anwendungsfelder, die bisher aus Kostengründen nicht rentabel waren.