Hersteller von Satellitenreceivern fordern einen offenen Zugang zu digitalen Free-TV-Satellitenprogrammen
Archivmeldung vom 16.03.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ankündigung des Satellitenbetreibers SES Astra und der RTL- und der ProSiebenSat.1-Gruppe, bislang frei empfangbare Free-TV Satellitenprogramme künftig verschlüsselt und gegen Gebühr über eine nach ihren Vorgaben gestaltete Set-Top-Box zu verbreiten, wird von einer grossen Anzahl von Herstellern von Set-Top-Boxen kritisch beurteilt.
Der Satellitenbetreiber und die Rundfunkveranstalter sollen mit
einer kleinen Anzahl von Herstellern eine sog. "Blue/Dolphin" -
Spezifikation für eine Set-Top-Box aufgestellt haben, die einen
fairen Wettbewerb der Set-Top-Box-Hersteller untereinander nicht mehr
zulässt.
Die Hersteller von Set-Top-Boxen sollen mehrere zeit- und
kostenintensive Zulassungsverfahren für die neu zu entwickelnde
"Blue/Dolphin" Set-Top-Box durchlaufen, obwohl ihnen von dem
Satellitenbetreiber und den Programmanbietern neben den
Spezifikationen bereits heute auch der Endverbraucherpreis von 99,00
Euro für die "Blue/Dolphin"-Set-Top-Box vorgegebenen wird.
Die vorgegebenen Spezifikationen und der bereits jetzt festgelegte
Preis werden technische Innovationen behindern und aus Kostengründen
die Produktion von Set-Top-Boxen sämtlich nach Fernost verlagern.
Tausende Arbeitsplätze in Deutschland werden hierdurch wegfallen.
Nach Ansicht der Hersteller von Set-Top-Boxen ist bei der
Verschlüsselung von digitalen Angeboten ein offener Gerätestandard zu
gewährleisten, der auch anderen Vermarktungsplattformen ungehinderten
Zugang zu den Satellitenhaushalten ermöglicht. Eine Zertifizierung
von Set-Top-Boxen durch Satellitenbetreiber und Rundfunkanstalten
steht dem entgegen.
Durch die Einführung der "Blue/Dolphin" Set-Top-Box werden die
Zuschauer verpflichtet, eine Set-Top-Box zu erwerben, mit denen der
Empfang von anderen digitalen Free- oder Pay-TV-Satellitenprogrammen
erschwert oder sogar unmöglich gemacht wird, wenn diese Programme
nicht entsprechend der vorgegebenen "Blue/Dolphin"-Spezifkationen zum
Empfang bereitgestellt werden.
Daher hat sich eine grosse Anzahl von Hersteller von Set-Top-Boxen
am 11. März 2006 entschlossen, eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel zu
gründen, weiterhin einen fairen Wettbewerb zum Nutzen des
Endverbrauchers, der Rundfunkveranstalter und anderen Markteilnehmern
zu gewährleisten.
SES Astra kündigte während einer Versammlung der Hersteller per
Telefax an, in dieser Woche alle Hersteller über die Spezifikation
der "Blue/Dolphin" Set-Top-Box zu informieren. Nach Offenlegung der
Spezifikationen werden die Mitglieder der Arbeitsgruppe bei einem
zweiten Treffen am 23. März 2006 entscheiden, wie sie auf die
beabsichtigte Einführung der "Blue/Dolphin" Set-Top-Box reagieren
werden.
Quelle: Pressemitteilung Rechtsanwalt Dr. Lambert Grosskopf LL.M.Eur.