Stuttgarter Wissenschaftler auf neuen Wegen zu noch schnelleren Rechnern
Archivmeldung vom 16.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Diamant hat von je her Begehrlichkeiten geweckt. Manchen gilt er als der wertvollste Edelstein, andere schätzen ihn als superharten Werkstoff.
Seit Neuestem spielt er auch in der Entwicklung modernster Informationstechnologien eine Schlüsselrolle: Forscher des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart und der Universität Harvard konnten zeigen, dass Diamanten - oder genauer bestimmte Defektstellen in Diamanten - sehr gut als kleine Prozessoren in so genannten Quantencomputern geeignet sind.
Hierüber berichtete auch die Zeitschrift Science in ihrer Ausgabe vom 1. Juni
2007*.
Die zukünftigen Computer nutzen die physikalischen Eigenschaften von
einzelnen Quantenbits, beispielsweise Atomen, oder atomaren Verunreinigungen in
Kristallen aus, um bestimmte Rechenoperationen viel schneller als ihre
gegenwärtig gebräuchlichen klassischen Gegenstücke zu ermöglichen. Hierbei sind
jedoch immense technische Schwierigkeiten zu überwinden. So dürfen zum Beispiel
die Quantenbits während der Rechenoperation nicht mit der Umgebung in
Wechselwirkung treten.
Genau dies ist eine Stärke von Diamant. Aufgrund
seiner Struktur und seiner chemischen Zusammensetzung - reiner Diamant besteht
nur aus Kohlenstoff - sind die Quantenbits in ihm isoliert wie sonst nur Atome
im Vakuum. Um Quantenbits im Diamant zu erzeugen, haben die Stuttgarter
Wissenschaftler in hochreinem Diamant, wie er als Schmuckdiamant benutzt wird,
Stickstoffatome implantiert. Dadurch entsteht ein Defekt, der den Diamanten
violett einfärbt. Dieses so genannte Farbzentrum ist Träger der
Quanteninformation. Die Farbzentren in Diamant sind gegenwärtig der einzige Weg,
einen Quantenprozessor zu konstruieren, der auch bei Raumtemperatur
funktioniert.
Bis zukünftige Computer einen Prozessorkern aus Diamant haben,
ist es aber noch ein weiter Weg. Noch können die Physiker nämlich nur mit
wenigen Bits arbeiten. Die Erweiterung auf einige hundert Quantenbits wird eine
der Hauptherausforderungen der Zukunft sein. Kleinere Prozessoren könnten
allerdings bereits in naher Zukunft in einer speziellen Form der hochsicheren
Datenübertragung eingesetzt werden. Auch in der Schmuckindustrie sind die
speziell eingefärbten Diamanten begehrt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.