Computer können bald Gedanken lesen
Archivmeldung vom 29.11.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakComputerexperte Tom Mitchell und der Neurowissenschaftler Marcel Just haben bewiesen, dass Computer bald Gedanken lesen können. Spezifische Gehirnregionen werden aktiv, wenn man an konkrete Dinge denkt. Die Denkmuster können somit festgehalten gehalten werden.
Woran denken Sie gerade? Der PC vor Ihnen könnte es womöglich bald
erraten: Der Computerexperte Tom Mitchell und der Neurowissenschaftler
Marcel Just haben gemeinsam einen Weg gefunden, Computern das Lesen von
Gedanken beizubringen. Wenn ein Mensch an eine bestimmte Sache denkt,
stellt er sich diese in seinem Kopf vor. Mittels
Magnetresonanztomografie können die Forscher erkennen, welche
Gehirnareale dabei aktiv werden. Diese Denkmuster speichert der
Computer ab.
Das könnte beispielsweise so aussehen, dass ein Mensch bewusst an einen
Apfel denkt. Der Rechner speichert, was dabei im Gehirn des Probanden
vorgeht, und die Wissenschaftler benennen dieses Muster „Apfel“. So
wird dem Rechner ein Grundwortschatz beigebracht. Soll der Computer nun
einen Gedanken lesen, scannt er das Gehirn des Menschen und vergleicht
die Muster mit den gespeicherten, bis er eine Übereinstimmung bei einem
Wort findet.
Mitchell und Just sind aber noch einen Schritt weiter gegangen: Sie
haben ein raffiniertes System entwickelt, wie der Gedankenlese-Computer
neue Wörter selbst lernen kann. Der Rechner analysiert Texte im Umfang
von vielen Millionen Wörtern und speichert, wie die Hauptwörter darin
verwendet werden, beziehungsweise merkt sich jeweils 25 passende Verben
zu jedem Hauptwort. Zum Beispiel werden zum Wort „Sellerie“ die Verben
„essen“ oder „kochen“ vermerkt.
Damit kann der Computer Wörter im Gehirn besser erraten. Denn unser
Bio-Computer assoziiert die Bedeutung eines Hauptworts damit, was wir
mit diesem Ding machen kann. Demzufolge wird ein Apfel in
Gehirnbereichen gespeichert, die für Schmecken, Riechen und Kauen
zuständig sind. Heruntergebrochen auf diese einfachen Verben kann der
Computer die Gedankenmuster im Kopf mit dem bereits gespeicherten
Wortschatz noch effektiver vergleichen und das gedachte Wort schneller
und sicherer finden.
Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass sie mit diesen
Erkenntnissen wesentliche Grundbausteine und die Arbeitsweise des
Gehirns entschlüsseln können. Das soll auch dazu beitragen, Menschen
mit Autismus und paranoider Schizophrenie zu verstehen und ihnen zu
helfen.