Facebook will Chronik erst in kommenden Wochen verbindlich einführen
Archivmeldung vom 28.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Streit um die Facebook-Chronik, deren Einführung Berichten zufolge für kommende Woche geplant war, hat Facebook-Sprecherin Tina Kulow "falsche Informationen und Spekulationen" kritisiert. "Keinesfalls stellen wir ab Mittwoch alle Profile automatisch um", sagte Kulow dem Nachrichtenmagazin "Focus". Dies geschehe erst "in den kommenden Wochen" und nur nachdem der jeweilige Nutzer dem Wechsel zugestimmt habe.
Die Chronik wird die Daten jedes Mitglieds künftig in einem Zeitstrahl (Timeline) zusammenführen. Laut Kulow werden aber nur Daten veröffentlicht, die bereits im alten Profil sichtbar waren. Medienrechtler Thomas Hoeren hingegen attestierte Facebook ein "echtes Transparenzproblem". Die Timeline sei ein "extrem aggressiver Versuch", immer mehr Daten "abzugreifen", sagte der Professor der Universität Münster zu "Focus". Facebook informiere seine Mitglieder nicht ausreichend über Änderungen und reagiere immer erst "nach dem großen Aufschrei". Hoeren, der für die EU-Kommission über die Privatsphäre bei Onlinediensten wie Facebook forscht, nennt es "eine Unverschämtheit", dass die Nutzer gezwungen sind, ihr altes Profil aufzugeben.
FDP-IT-Experte Schulz hat keine Bedenken wegen Facebook-Chronik
Der IT-Unternehmer und Obmann der FDP in der Enquetekommission Internet und digitale Gesellschaft, Jimmy Schulz, hat keine Bedenken wegen einer Facebook-Chronik. "Diese Chronik stellt keine mehr Informationen bereit, als bisher schon verfügbar ist", erklärte Schulz im Deutschlandfunk. Alle diese Informationen, die in dieser Chronik drin seien, würden schon vorher in einer anderen Form dargestellt. "Und auch die Darstellung, als wäre das jetzt Pflicht, nun ja, niemand wird gezwungen, Mitglied bei Facebook zu sein", betonte Schulz.
Zudem begrüßt der IT-Experte die Idee des digitalen Radiergummis. "Ich fände es schön, wenn es so was gäbe, ich halte es nur in manchen Bereichen für schwierig durchsetzbar", so Schulz. Man könne schon heute im Bereich des Journalismus kaum noch Grenzen ziehen. "Ist ein Blog Journalismus, ist ein Kommentar in einem Blog, gehört das zum Leserbrief dazu? Es wird sehr schwierig, dort klare Grenzen zu ziehen, und ich glaube auch, eine hundertprozentige Erfolgsquote wird es dort nicht geben können", so Schulz.
Quelle: dts Nachrichtenagentur