T-Mobile legt Anbieter anonymer SIM-Karten lahm
Archivmeldung vom 11.07.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakT-Mobile Deutschland hat den Anbieter anonymer SIM-Karten Simonym durch eine Abmahnung lahmgelegt. Die Anwälte des Konzerns werfen der Berliner Firma unumwunden die "Förderung der Vorbereitung terroristischer Handlungen" vor. Für einen Rechtsstreit fehlt Simonym das Geld.
imonym bietet in seinem Onlineshop SIM-Karten für jedermann, die
bereits vollständig freigeschaltet und aktiviert sind. Da keine
Registrierung auf den Namen des Besitzers erfolgt, könne die SIM-Karte
und ihre Rufnummer nicht den Verbindungsdaten zugeordnet werden.
Anonymes Telefonieren würde so möglich. Und tatsächlich wäre eine
Stammdatenabfrage durch Strafverfolger oder Geheimdienste, die die
Zugehörigkeit einer Person zu einer Telefonnummer feststellt, zumindest
erschwert.
Laut T-Mobiles "Allgemeinen Geschäftsbedingungen für
Prepaid-Produkte" (Ziffer 4.1) muss ein "Besitzerwechsel eines
Mobilfunkanschlusses" vom Betreiber aber genehmigt werden. Schon beim
Erwerb der Karte würde T-Mobile zudem "grob getäuscht", so die Anwälte, die dies als wettbewerbswidrig bezeichnen, und von einer "Täuschung der T-Mobile-Kunden" sprechen, da
T-Mobile den über Simonym weiterverkauften Vertrag jederzeit kündigen könne. Dies gelte "umso
mehr, als durch die Veräußerung 'anonymer SIM-Karten' missbräuchliches
Verhalten, von belästigenden Telefonanrufen bis hin zur Vorbereitung
terroristischer Handlungen, gefördert wird, wenn die Nutzer der
SIM-Karten 'anonym' bleiben."
Der Streitwert wurde von T-Mobile Deutschland mit 50.000 Euro beziffert. "Rund
8.000 Euro würde uns der Rechtsstreit kosten, wenn wir komplett
verlieren. Wir haben leider nicht die finanziellen Mittel, die dafür
nötig wären", bekennt Simonym.com-Betreiber Norbert Auler. "Unsere Überzeugung war immer, dem Bürger ein wenig Anonymität geben zu dürfen."
Wie Auler Golem.de erklärte, kauft Simonym gebrauchte SIM-Karten in
großen Stückzahlen von Privatleuten, bei eBay und auf Flohmärkten. "Technisch gesehen haben wir mit der Registrierung gar nichts zu tun, wir kaufen und verkaufen gebrauchte Ware",
sagt er. Auch in Aldi- oder Plus-Supermärkten seien SIM-Karten zu
erwerben, die Registrierung erfolgt nachträglich im Internet. Wer dort
welche Daten angibt, liege im Ermessen des Käufers.
Doch auch mit einem anonymen Mobilfunkanschluss ist man nur dann
anonym, wenn ein nicht registriertes Handy genutzt wird. Jedes
Mobiltelefon hat eine 15-stellige ID. Die International Mobile
Equipment Identity (IMEI) wird bei jedem Telefonat übermittelt.
Ermitteln lässt sich außerdem, in welchen Funkzellen ein Handy über
Nacht oder morgens eingebucht ist und in welcher Funkzelle das Gerät
täglich ausgeschaltet wird.