Digitales Kabelfernsehen frustriert Kunden
Archivmeldung vom 06.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDVB-C steht fürs digitale Kabelfernsehen. Es soll nicht nur bessere Bild- und Tonqualität bieten, sondern auch eine größere Programmvielfalt und irgendwann interaktives Fernsehen ermöglichen. Theoretisch - denn wie AUDIO VIDEO FOTO BILD in der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe berichtet, machen technische Mängel, undurchsichtige Pay-TV-Tarife, schlechter Service und Gerätezwang DVB-C zum Ladenhüter.
Für den Kunden beginnen die Probleme schon bei der technischen Grundausstattung. Fürs digitale Kabelfernsehen braucht man spezielle Empfangsgeräte (DVB-C-Receiver). Wer nun aber zum nächsten Fachhändler geht und sich ein Gerät seiner Wahl kauft, sitzt danach oft vor einem schwarzen Bildschirm. Die Netzbetreiber möchten nämlich, dass nur ihre zertifizierten Receiver von den Kunden genutzt werden. Diese sind aber schlecht ausgestattet - bieten zum Beispiel oft keine eingebaute Festplatte oder digitale Ausgänge - und machen dadurch etwa das Aufzeichnen von Sendungen zur Qual. HDTV ist ebenfalls kaum möglich, weil die meisten zertifizierten Receiver nur über den veralteten Scart-Anschluss Kontakt mit dem TV-Gerät aufnehmen. Abgesehen davon verbrauchen hochauflösende Programme viel teure Netzkapazität, die von den Kabelgesellschaften nicht flächendeckend zur Verfügung gestellt wird.
Zusätzlich zu den technischen Problemen, müssen sich Kunden oft auch mit Gängelungen durch die Netzbetreiber herumschlagen: Außer bei Kabel-BW, müssen die Nutzer grundsätzlich eine Smartcard - eine Freischaltkarte, wie sie etwa vom Premiere-Empfang bekannt ist - akzeptieren, selbst wenn sie gar kein Bezahlfernsehen nutzen und nur die großen Privatsender sehen möchten. Ohne Smartcard sieht man bei Kabel Deutschland und Unitymedia nur die öffentlich-rechtlichen Sender. RTL oder Pro7 sind verschlüsselt. Wer mehr als nur einen Fernseher ans digitale Kabelnetz anschließen will, muss für jedes Gerät einen separaten Receiver samt Smartcard mieten, was extra kostet. Bei Unitymedia kann man zwar auch nicht-zertifizierte Receiver verwenden, muss dann jedoch eine spezielle Smartcard ordern, die weitere fünf Euro pro Monat kostet.
Das dritte große Problem betrifft laut AUDIO VIDEO FOTO BILD den Service: Die Telefonzentralen sind vielfach überlastet und kommen mit der Vielfalt der spezifischen Fragen nur schwer zu Recht. Statt eigene Techniker hinzuschicken, kommen oft Mitarbeiter von Fremdfirmen zu den Kunden. Dort verursachen sie Zusatzkosten, weil sie sich selbst zeitraubend in die Probleme einarbeiten müssen, nur um dann wiederholt festzustellen, dass der Fehler woanders passiert ist - etwa bei der Haustechnik oder im Kabelnetz selbst.
Quelle: AUDIO VIDEO FOTO BILD