Gewalt lenkt Gamer kaum bis gar nicht ab
Archivmeldung vom 15.12.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMenschen, die mehr als fünf Stunden pro Woche gewalttätige Videospiele spielen, sind von Bildern mit grausamen oder belastenden Motiven weniger beeindruckt als andere. Sie sind besser dazu in der Lage, sich auf eine Aufgabe zu fixieren, ohne unter dem Einfluss verstörender Szenarien emotional aus der Fassung gebracht zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Forschern der University of New South Wales.
"Auffallender und robuster Effekt"
Im Test wurden den Teilnehmern 17 Bilder von neutralen Landschaften in einer blinkenden Sequenz gezeigt. Sie sollten versuchen, ein Bild auszuwählen, das seitwärts gedreht wurde, und sich erinnern, in welche Richtung es gedreht war. Die Forscher führten dabei auch Bilder von Gewalt oder widerliche Motive wie schmutzige Toilettenschüsseln vor, um die Teilnehmer zu verwirren. Diejenigen, die angegeben hatten, in ihrer Freizeit häufig gewalttätige Spiele zu spielen, legten in den Ergebnissen weniger "Blindheit durch Emotionen" an den Tag. Ihre Wahrnehmung war genauer. Den Faktor der Häufigkeit des Spielens definierten die Forscher mit einer Spielzeit von mindestens fünf Stunden pro Woche.
"Es ist ein so auffallender und robuster Effekt, dass wir nie eine Studie durchführen, bei der wir diesen grundlegenden Effekt nicht erzielen", betont Studienautor Steve Most. Trotzdem sei daraus nicht abzuleiten, dass Gamer deshalb Gewalt und schockierende Szenarien weniger schlimm fänden. "Es wird eine große Versuchung für viele Leute geben, daraus zu folgern, dass das Spielen vieler Videospiele dazu führt, dass die Menschen weniger sensibel auf emotionale Informationen reagieren - aber wir können nichts darüber sagen, ob sie dies verursachen", so Most.
Andere Wahrnehmungserfahrungen
Die Forscher führten ein weiteres Experiment mit neuen aufblinkenden Bildern durch, die neutral waren und keine gewalttätigen Konnotationen innehatten: beispielsweise Bilder von Menschen oder Tieren. Bei diesen Experimenten gab es keinen Unterschied in der Genauigkeit zwischen Spielern und Nicht-Spielern. Dies schließe den Studienautoren zufolge aus, dass Gamer insgesamt eine bessere visuelle Aufmerksamkeit haben.
Generell raten die Studienautoren dazu, nicht zu schnell über die Sensibilität von frequentierten Gamern zu mutmaßen. "Wir wissen nichts über die Kausalität. Wir machen in der Studie auch keine Aussagen über gewalttätige Videospieler und moralische Sensibilität oder Aggression. Es gibt sehr gemischte Beweise, ob das Spielen gewalttätiger Videospiele das Verhalten einer Person beeinflussen wird. Wir betrachten hier nur den Zusammenhang mit Wahrnehmungserfahrung", stellt Most abschließend klar.
Quelle: www.pressetext.com/Sabrina Manzey