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Holocaust-Überlebende protestieren gegen Smartphone-Spiel von Google

Archivmeldung vom 01.07.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
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Vertreter der Überlebenden des Holocaust protestieren gegen ein Smartphone-Spiel von Google. Zuvor hatte das "ZeitMagazin" berichtet, dass KZ-Gedenkstätten in Deutschland und Polen als Spielfelder für das Computerspiel `Ingress‘, das von einer Google-Tochter im Dezember 2013 veröffentlicht wurde, benutzt worden seien. Für die Spielhandlung müssen Nutzer sich demnach mit dem Smartphone zu per GPS markierten Orten bewegen, um dort bestimmte Spielaktionen auszuführen.

Wie das "ZeitMagazin" berichtet, befanden sich solche als Portale bezeichneten Orte auch an zahlreichen Gedenkstätten des Holocaust und in ehemaligen Konzentrationslagern. Bevor die Portale von Google dort installiert worden seien, hätten `Ingress‘-Spieler diese Orte vorgeschlagen. Betroffen waren dem Bericht zufolge unter anderem die Gedenkstätten Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald.

Nach einer Anfrage des "ZeitMagazins" habe der Konzern einen Großteil der Portale gelöscht. An kleineren Gedenkstätten wie Oranienburg oder Osthofen könne allerdings weiter `Ingress‘ gespielt werden, ebenfalls im Vernichtungslager Auschwitz in Polen. In Dachau habe man Portale auf dem Häftlingsfriedhof belassen. "Der Friedhof ist für die Hinterbliebenen ein wichtiger Ort der Trauer", sagte Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann. "Dass er von Google für ein Unterhaltungsspiel benutzt wird, ist eine Demütigung der Opfer und der Angehörigen."

Google müsse selbst dafür sorgen, dass keine Gedenkstätten des Holocaust zu Spielzwecken missbraucht werden. Die Gedenkstättenbetreiber erwarten eine Verzichtserklärung von Google. "Es muss dafür gesorgt werden, dass auch kleinere KZ-Gedenkstätten von Google-Spielen verschont bleiben", forderte Günter Morsch, der die Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin leitet: "Google muss erklären, künftig dafür zu sorgen, dass Gedenkstätten für Opfer des Naziregimes von `Ingress‘ und ähnlichen Spielen frei gehalten werden."

Besonders scharfe Kritik übt der Verband der Überlebenden des KZ Dachau: "Wir protestieren vehement dagegen, dass für das Computerspiel `Ingress‘ Teile des Konzentrationslagers Dachau als Schauplatz ausgewählt wurden", sagte Jean-Michel Thomas, Präsident des Comité International de Dachau. "Wir fordern ein Verbot dieser Schändung."

Jean-Michel Thomas ist Sohn des heute 95-Jährigen Dachau-Überlebenden Jean Thomas, der 1944 als Angehöriger des französischen Widerstandes per Zug von Paris nach Dachau transportierte wurde. "Von den 100 Kameraden in meinem Waggon starben 71, die waren nicht virtuell", sagte Jean-Michel Thomas. "Man kann an solch symbolträchtigen Orten nicht spielen, das ist ein Skandal."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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