Augen-Blicke steuern Rechner
Archivmeldung vom 06.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Computermaus per Blick steuern - ein neues System macht's möglich. Die Technik soll künftig technische Wartungseinsätze unterstützen und Querschnittsgelähmten die Arbeit am PC erleichtern. Eine Software berechnet dafür die Pupillenbewegungen des Nutzers.
Konzentriert schaut der Mann auf das Computer-Display. Langsam lässt er seinen
Blick über den Bildschirm wandern und der Mauszeiger bewegt sich mit. So kann er
den Computer bedienen - auch ohne seine Hände zu nutzen.
Das System
"Eye-Controlled Interaction" EYCIN, das Forscher am Fraunhofer-Institut für
Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart in Kooperation mit
Industriepartnern entwickelt haben, folgt der Augenbewegung des Menschen und
überträgt sie auf den Mauszeiger am Bildschirm. Dabei beobachtet eine Kamera die
Pupillenbewegung aus bis zu einem Meter Abstand; eine Software berechnet und
überträgt die Koordinaten des betrachteten Bereichs. Das alles geht so schnell,
dass sich der Mauszeiger fließend bewegt. Zu den wichtigsten Aufgaben der
Forscher um die Projektleiter Wolfgang Beinhauer und Fabian Hermann zählte die
Entwicklung einer funktionstüchtigen Bedienoberfläche. Diese darf nicht zu
kleinteilig sein, da sich die Maus per Auge nicht so präzise wie mit der Hand
steuern lässt. Eine besondere Herausforderung ist das Anklicken: Die Maus muss
ziel-sicher zum gewünschten "Button" geführt und dieser per Augen-Blick
aktiviert werden. Die Forscher haben dafür sensitive Bereiche entwickelt, die
durch längeres Anschauen aktiv werden. Zweimal ändert der Button seine Farbe ehe
es "Klick" macht - ein wichtiges Feedback für den Nutzer, der so erkennen kann,
ob der Computer seine Befehle versteht. Ein Problem waren die winzigen
Zitterbewegungen, die Mikrosakkaden, die das Auge permanent ausführt. Überträgt
man die Pupillenbewegung ungefiltert auf den Bildschirm, saust der Zeiger kreuz
und quer über den Monitor. Die Software muss über eine Filterfunktion diese
Mikrosakkaden unterdrücken und die Hauptbewegungsrichtung ermitteln.
Eingesetzt soll EYCIN werden, um Technikern die Montage oder Wartung von
Anlagen zu erleichtern: Während ein Werker Bauteile in den Händen hält, klickt
er sich gleichzeitig per Augenbewegung durch das Wartungsmenü. Auch
Querschnittsgelähmten könnte das System künftig die Arbeit am PC
erleichtern.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.