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Bürgermeister will renommierte Hacker-Konferenz verhindern

Archivmeldung vom 12.07.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Der internationalen Hacker-Konferenz "What The Hack", die im kommenden Juli in den Niederlanden stattfinden wird - und für die der Chaos Computer Club als Co-Veranstalter auftritt - wird vom Bürgermeister der Gemeinde Boxtel die Genehmigung verweigert: das traditionsreiche renommierte Hacker-Treffen stelle eine "Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung" dar.

Die Organisatoren der alle vier Jahre - diesmal unter dem Titel 'What the Hack' - in den Niederlanden stattfindenden und international anerkannten Outdoor-Hacker-Konferenzen, wurden vom Bürgermeister des Veranstaltungsortes Boxtel informiert, dass er die notwendige Veranstaltungsgenehmigung verweigern will. Die Veranstalter werden, wenn nötig, rechtliche Schritte gegen diesen eigenmächtigen Entschluss des Bürgermeisters einlegen.

Das größte europäische Hacker-Camp soll - wie geplant - vom 28. bis 31. Juli 2005 in Liempde, Gemeinde Boxtel, Niederlande, auf einem großen Veranstaltungs- und Campinggelände stattfinden. Es werden mehr als 3.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Zentrale Themen von "What the Hack", zu denen Vorträge und Workshops angeboten werden, sind aktuelle Tendenzen zum Überwachungsstaat, die drohenden Risiken von biometrischer Erfassung und RFID-Chips, die Auswirkungen von Software-Patenten in Europa, Selbsthilfe beim Schutz der eigenen Daten, Auslotung von Möglichkeiten für drahtlosen Internetzugang in Entwicklungsländern, verschiedenste Aspekte der Computersicherheit und vieles mehr.

Der Bürgermeister von Boxtel, J.A.M. van Homelen, begründet seine ablehnende Haltung mit "Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung", die von einer Hacker-Konferenz ausgehen würde. Allerdings gibt es in der 16-jährigen Geschichte dieser Veranstaltung keinen einzigen Zwischenfall, der diese Angst rechtfertigen könnte - weder auf der Konferenz, noch online.

Organisator Rop Gonggrijp, Mitbegründer des ersten holländischen Internet Providers XS4ALL und Herausgeber des 80er-Jahre Hacker Magazins 'Hack-Tic', vermutet, dass das Problem letzten Endes auf ein Missverständnis hinausläuft: "Der Bürgermeister scheint ein falsches Verständnis davon zu haben, was wir Hacker auf Konferenzen tun. Ja, wir glauben, dass es wichtig ist Sicherheitsprobleme bei Computern aufzudecken und sie öffentlich zu machen. In fremde Computer einzubrechen ist allerdings ein Nebenthema für uns. Bei unseren Teilnehmern handelt es sich um verantwortungsbewusste Hacker. Die meisten von ihnen beschäftigen sich mit dieser Materie bereits seit Jahren professionell in IT-Unternehmen."

Die niederländischen Outdoor-Hacker-Konferenzen waren von Anfang an richtungsweisende Think Tanks, welche die Internetkultur entscheidend mitprägten. So wurde 1989 erstmals das Konzept vom "Computernetz für alle Menschen" in Europa vorgestellt – jene Idee, die zur Gründung der ersten Internet Service Provider (ISPs) in Europa führte und damit entscheidende Impulse für den Aufbau des europäischen Internets gab.

Die Idee zur "digitalen Stadt" wurde auf der Hacker-Konferenz 1993 (HEU93) diskutiert und im Anschluss mit dem berühmten Amsterdam Digital City Project in die Praxis umgesetzt - auch die Gemeinde Boxtel verfügt nun über ein solches Portal für Bürger. 1997, auf der HIP97, gelang es Konferenzteilnehmern, auf legale Weise eine Kopie des PGP Verschlüsselungs-Programms in Umlauf zu bringen, wodurch die US-Regierung gezwungen wurde, ihre restriktive Exportregelung für starke Verschlüsselungsalgorithmen aufzugeben. Die Konferenzen inspirierten eine Reihe ähnlicher Veranstaltungen in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern.

Pressemitteilung Chaos Computer Club vom 12.07.2005

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