Facebook hat ein Problem mit Toten
Archivmeldung vom 19.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTote bringen das Social Web an seine Grenzen. Facebook hat bis heute kein probates Mittel im Umgang mit Nutzerprofilen von Verstorbenen gefunden. Das Problem nimmt mit der steigenden Userzahl an Fahrt auf. Denn umso mehr Nutzer die Seite hat, desto mehr Profile von Toten gibt es. Das führt wiederum zu unangenehmen Nebenerscheinungen, etwa dass Facebook bereits Verstorbene anderen noch immer als "Freunde" vorschlägt.
Der Algorithmus ist nicht in der Lage,
Tote von Lebenden zu unterscheiden. Bisher hat Facebook deshalb in der
Regel die betreffenden Profile gelöscht, wenn von außen der Hinweis kam,
dass ein Nutzer verstorben ist.
Community will mehr
Mittlerweile gibt sich die Community aber nicht mehr mit dem bloßen Entfernen von Nutzerprofilen zufrieden. Immer mehr wünschen sich, dass Profile als eine Art Gedenktafel oder Kondolenzbuch online bleiben. Facebook hat damit seine Probleme. Phrasen wie "RIP" oder "Du fehlst mir" richtig zuzuordnen, sei eine große Herausforderung, so Facebook-Sprecherin Meredith Chin gegenüber der New York Times. Nicht immer verbirgt sich dahinter tatsächlich ein Verstorbener.
Dennoch versucht die Seite, Profile unter einer Art "Erinnerungsstatus" zunächst einmal online zu halten, wenn jemand als tot gemeldet wurde. "Freunde und Familie können so Kommentare und Wünsche zu Nachrichten posten und gemeinsam Trauern", erläutert eine Facebook-Sprecherin gegenüber pressetext. In diesem Erinnerungsstatus sind allerdings nicht alle Bereiche des Profils öffentlich zu sehen. "Wer es wünscht, kann den Account auch einfach löschen lassen", ergänzt die Sprecherin. Facebook ermutige die User auch zur Erstellung eigener Gruppen, die der Erinnerung an den Verstorbenen dienen sollen.
Auch das Business-Netzwerk LinkedIn versucht bereits einen
"differenzierten Umgang" mit Verstorbenen. "Sofern wir erfahren, dass
ein Nutzer verstorben ist, können wir das Andenken an das Benutzerkonto
bewahren", erklärt ein LinkedIn-Sprecher auf Nachfrage von pressetext.
"In diesen Fällen können wir den Zugriff auf das Nutzerprofil
einschränken und die Nachrichtenfunktion entfernen." LinkedIn löscht
Benutzerkonten, wenn eine formelle Anfrage der nächsten Angehörigen oder
eine andere rechtsmäßige juristische Aufforderung erfolgt.
Risikofaktor Spaß
Abseits dessen stellt der Humor mancher User eine zusätzliche Herausforderung dar. So haben User schon Freunde als tot gemeldet, die sich bester Gesundheit erfreuten. Legt Facebook dann ein Profil still, ist es für den Betreffenden zusätzlich umständlich, seinen Account zurückzubekommen.
Aber auch die Kondolenzoption birgt Risiken. Es besteht immer die Gefahr, dass sich Nutzer früher oder später einen Spaß daraus machen, den Verstorbenen zu verunglimpfen oder Dinge preiszugeben, die dieser vielleicht sprichwörtlich gerne mit ins Grab genommen hätte.
Quelle: pressetext.deutschland Claudia Zettel