"Webportal der Zukunft muss die User verstehen"
Archivmeldung vom 07.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Informationsflut im Web tun sich Suchmaschinen zunehmend schwer, relevante Ergebnisse herauszufiltern. Aber auch Webportale, die eine Vielzahl von Inhalten wie Nachrichten, Videos, Produkte und E-Mails vereinen, lassen User mit der Fülle an Informationen meist allein. Das Forschungsprojekt "Minerva Context-Adaptive Web Portals" der Friedrich-Schiller-Universität Jena und IBM Research & Development in Böblingen will das nun ändern. Ziel ist ein intelligent agierendes Internet, das User selbstständig und gezielt mit den Informationen versorgt, die für diese relevant sind.
"Das Webportal der Zukunft muss seine User verstehen. Es muss lernfähig sein und antizipieren, was der User von ihm wissen will", erklärt Fedor Bakalov, Forscher an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, im pressetext-Interview. Das Prinzip hinter dem intelligent agierenden Portal ist einfach. Vergleichbar mit dem Empfehlungssystem von Amazon, Yahoo oder iTunes schlägt das Portal Inhalte und Links vor, die auf den User zugeschnitten sind. Anders als bei bestehenden Services baut der entwickelte Technologie-Prototyp aber auf semantischen Analyseverfahren auf, die Suchbegriffe wie Städte, Länder oder Personen im Kontext erkennen.
Klickt der Leser etwa einen Artikel über Berlin an, schlägt das
Portal, abhängig von den Interessen des jeweiligen Nutzers, weitere
Berlin-Meldungen vor. Darüber hinaus erkennt das System aber, dass
Berlin die Hauptstadt von Deutschland ist und empfiehlt folglich auch
Deutschland-spezifische Nachrichten, die ebenfalls auf das Leserprofil
abgestimmt sind. Stößt die semantische Analyse hingegen auf Angela
Merkel, weiß das System, dass es sich dabei um eine weibliche Person,
die deutsche Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende handelt. Das mag banal
klingen, stellt für automatisierte Systeme aber eine große
Herausforderung dar.
Transparenz und Datenschutz
Je mehr Unterseiten auf dem Portal aufgerufen werden, desto zuverlässiger werden dessen Empfehlungen. "Transparenz und Datenschutz steht bei unseren Forschungen aber an oberster Stelle", meint Bakalov. "Der User soll nachvollziehen können, warum gewisse Seiten vom System empfohlen werden. Kommerzielle Empfehlungen, wie es etwa auch Google bei der Suche anbietet, müssen ebenfalls klar als solche gekennzeichnet sein." Darüber hinaus müsse der User auch entscheiden können, ob bestimmte Themengebiete wie etwa das Lesen über Krankheiten von der Analyse ausgeklammert werden.
Bakalov zufolge soll das Semantik-basierte Empfehlungssystem mit traditionellen Technologien kombiniert werden. User können folglich wählen, ob sie auf altbewährte Weise durch Informationen und Nachrichten navigieren oder sich von den ebenfalls dargestellten Empfehlungen inspirieren lassen. Gerade Nachrichtenportale könnten von der Entwicklung profitieren, ist Bakalov im Gespräch mit pressetext überzeugt.
Quelle: pressetext.deutschland Martin Jan Stepanek