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Google dient nun als Frühwarn-System gegen die Grippewelle

Archivmeldung vom 13.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Google bietet jetzt ein Frühwarn-System gegen die Ausbreitung der Grippewelle an. Es basiert auf der Suche von Nutzern nach Ratgebern, Ärzten und Medikamenten bei Google.

Es ist noch immer eine unterschätzte Gefahr. Grippe beginnt mit hohem Fieber, mit Kopfschmerzen und Reizhusten – und jährlich sterben allein in Deutschland mehrere Tausend Menschen an der Krankheit, weltweit sind es Hunderttausende. Jetzt tritt der Internetkonzern Google gegen die Pandemie an. Ein neues Werkzeug soll zeigen, wo der Influenza-Virus gerade ausbricht: Google Flu Trends.

Die Idee ist simpel: Wer grippekrank ist, sucht auf den Onlineseiten von Google nach Ratgebern, Medikamten oder Ärzten. Google ortet die Suchanfragen und verfolgt die Ausbreitung der Grippe. Stadt für Stadt und Region für Region zeichnet Google Flu Trends die Entwicklung der Krankheit auf einer Karte im Internet nach. Ein Frühwarn-System gegen die Grippewelle. Schnell und digital.

Ein Team des Unternehmens hatte in den USA mit der Analyse von Suchanfragen zu Infektionskrankheiten in 2007 begonnen. Die Daten der vergangenen beiden Jahre wurden verglichen mit den Statistiken der amerikanischen Behörde zur Kontrolle und Vorbeugung von Krankheiten (CDC). Es zeigten sich erstaunlich hohe Übereinstimmungen.

Bisher dauerte es eine, manchmal zwei Wochen, bis die Behörden ausreichend Daten gesammelt hatten, um dann Grippewarnungen für einzelne Bundesstaaten der USA zu veröffentlichen. Google aktualisiert diese Daten Tag für Tag. „Unser System ist immer noch ein Experiment. Aber wir hoffen, dass sich die sicheren Prognosen unsere Seite auch in Zukunft bestätigen“, sagt Jeremy Ginsberg, Programmentwickler bei Google.

In regelmäßigen Abständen kommt es auch in Deutschland zu kleineren oder größeren Influenza-Ausbrüchen, meist in der Zeit von Januar bis März. „Das Projekt von Google klingt auf jeden Fall interessant“, sagt Dr. Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut. Ob es sich auf Deutschland übertragen lasse, müsse aber geprüft werden. „Entscheidend ist, ob die Menschen tatsächlich eine gefährliche Grippeerkrankung haben, wenn sie bei Google nach Medikamenten suchen. Vielleicht sind sie ja nur erkältet“, so Dr. Glasmacher. Das könne Google mit seinem Frühwarnsystem schließlich nicht herausfinden.

Auch das Robert Koch-Institut überwacht die Entwicklung von Grippenviren und veröffentlicht einmal in der Woche ihren Bericht. Anders als bei Google basieren ihre Daten auf medizinischen Befunden von Ärzten. Bei der heftigen Grippewelle im Winter 1995 starben in Deutschland 30.000 Menschen – vor allem Ältere und kranke Menschen waren betroffen. Viele ließen sich erst impfen, als sich der Virus bereits stark ausgebreitet hatte. „Das ist oft viel zu spät, denn der Impfstoff wirkt erst nach etwa zwei Wochen“, sagt Dr. Glasmacher. Ihr Rat: Schon im Oktober und November impfen lassen.

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