eco-Verband: Deutschland hinkt beim Breitband-Internet hinterher
Archivmeldung vom 10.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Internetverkehr in Deutschland entwickelt sich spürbar langsamer als in anderen europäischen Ländern. Die Ursache hierfür liegt in einer Unterversorgung der Haushalte und Firmen mit Breitbandanschlüssen. Dieses Fazit zieht der eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. auf der CeBIT.
Der Verband mahnt ein politisches Konzept für
eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandzugang in Deutschland
an. "Das Breitband-Internet stellt eine Schlüsseltechnologie des
Informationszeitalters dar. Die Verfügbarkeit eines schnellen
Internetzugangs hat zunehmend Einfluss auf die Standortwahl von
Unternehmen und Privatpersonen. Um im internationalen
Standortwettbewerb nicht weiter zurückzufallen, benötigt Deutschland
dringend eine deutlich bessere Breitbandversorgung", erklärt
eco-Geschäftsführer Harald A. Summa auf der CeBIT.
Obwohl Deutschland mit beinahe 10 Millionen Internet-Domains
(www.domain.de) weltweit einen Spitzenplatz bei der Präsenz im World
Wide Web einnimmt, hinkt der Datenverkehr mit einer Verdoppelung nur
alle neun Monate im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Als
wesentliche Ursache hierfür hat der eco-Verband ausgemacht, dass rund
ein Viertel der Bevölkerung hierzulande außerhalb der DSL-Versorgung
wohnt. "Die öffentlich propagierte 90 Prozent DSL-Verfügbarkeit
entspricht in Wirklichkeit weniger als 75 Prozent der Haushalte.
Weite Teile Deutschlands vor allem in ländlichen Regionen sind
überhaupt nicht versorgt", analysiert eco-Geschäftsführer Harald A.
Summa. Andere Breitbandtechnologien außer DSL besitzen hierzulande
bislang kaum eine Bedeutung: 95 Prozent der bundesdeutschen
Breitbandversorgung basiert auf T DSL-Anschlüssen der Deutschen
Telekom. Dass es auch anders sein kann, zeigt der Blick ins Ausland:
In den USA kommt über die Hälfte aller Internetanschlüsse aus dem
breitbandigen Fernsehkabel, in Südkorea liegt der Breitbandanteil
sogar bei 70 Prozent. "Zur Breitband-Führungsriege gehört Deutschland
leider nur bei den Kosten", beklagt Harald A. Summa. So ist
beispielsweise in Japan ein Glasfaseranschluss mit einer
Übertragungsgeschwindigkeit von 100 Mbit pro Sekunde inklusive
Anschlussgebühren für 20 Euro monatliche Flatrate zu haben. In
Deutschland kostet ein vergleichbarer Internetzugang ca. mehrere
Hundert Euro.
Als Ausweg aus dem Engpass beim Breitband-Internet empfiehlt eco,
das Augenmerk verstärkt auf DSL-Alternativtechnologien zu richten.
Konkret nennt der Verband die Breitbandversorgung aus der Steckdose,
über Satellit, per Fernsehkabel, mittels Funk (WiMax, WLL und WLAN
Mesh Networks) und über Glasfaser. Gemeinsam mit dem Deutschen
Städte- und Gemeindebund sowie dem Deutschen Landkreistag und mit
Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums hat der eco-Verband
eine bundesweite Informationskampagne über alternative
Breitbandzugänge gestartet. Ziel ist es, in Gebieten ohne
DSL-Versorgung das Bewusstsein für andere Internet-Zugangswege zu
schaffen.
Unabhängig davon sei eine stärkere DSL-Versorgung losgelöst von der
Deutschen Telekom durch andere Anbieter wünschenswert. Als
Voraussetzung für das Aufblühen aller dieser Zugangsformen nennt eco
einen regulatorischen Rahmen, der die Unternehmen zum Investieren in
diese Märkte motiviert. Eine einseitige Privilegierung dürfe es auf
keinen Fall geben bzw. müsse abgeschafft werden, soweit sie derzeit
existiert. "Die Neutralität des Netzes muss aufrecht erhalten und der
Wettbewerb gestärkt werden", fordert eco-Chef Harald A. Summa. Der
Forderung der Deutschen Telekom, das neue VDSL-Glasfasernetz aus der
Regulierung herauszunehmen, lehnt der eco Verband der deutschen
Internetwirtschaft als "wettbewerbsschädlich" ab.
Um die Wettbewerbssituation in Deutschland zu stärken, rät der
eco-Verband zur Regulierung nach einem 3-Schichten-Modell. Die drei
Ebenen sind die Netzbetreiber (Carrier), die virtuellen Provider
(ohne eigene Netze) und die Anbieter von Inhalten und Services. "Ziel
der Regulierungspolitik muss es sein, auf jeder dieser drei Ebenen
einen funktionierenden Wettbewerb herzustellen und nachhaltig zu
gewährleisten", sagt Harald A. Summa. Besonders auf der Netzebene
muss der Wettbewerb durch die vollständige Entbündelung der
Teilnehmeranschlussleitung (bitstream access) endlich ermöglicht
werden, so wie es fast in allen europäischen Ländern bereits
eingeführt.
Der eco-Chef warnt vor den "fatalen Folgen für den
Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn das hiesige Breitband-Internet
im internationalen Vergleich weiter zurückfällt". Er verweist auf
Untersuchungen, wonach der Breitbandanschluss ans Internet für viele
Unternehmen als Standortfaktor wichtiger ist als die
Verkehrsanbindung in einer Region. Auf dem privaten Sektor stellt das
Breitband-Internet den "Schlüssel zur neuen integrierten
Kommunikationswelt dar, die Internet, Telefon und Fernsehen vereint"
(Harald A. Summa). Bei dem in der Fachwelt als "Triple Play"
bezeichneten Szenario bildet das Internet Protocol (IP) die
technische Grundlage für alle drei Kommunikationsformen: Internet,
Voice-over-IP-Telefonie und IP-TV. "Jede Einschränkung beim
Breitband-Internet verschlechtert die Situation Deutschlands auf dem
Weg zum Triple Play als der zentralen Kommunikationsinfrastruktur der
Zukunft", gibt Harald A. Summa zu bedenken.
eco (www.eco.de) ist seit zehn Jahren der Verband der
Internetwirtschaft in Deutschland. Die mehr als 300
Mitgliedsunternehmen beschäftigten über 200.000 Mitarbeiter und
erwirtschaften einen Umsatz von ca. 40 Mrd Euro jährlich. Im
eco-Verband sind die rund 110 Backbones des deutschen Internet
vertreten. Verbandsziel ist es, die kommerzielle Nutzung des Internet
voranzutreiben, um die Position Deutschlands in der Internet-Ökonomie
und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Der
eco-Verband versteht sich seit zehn Jahren als Interessenvertretung
der deutschen Internetwirtschaft gegenüber der Politik, in
Gesetzgebungsverfahren und in internationalen Gremien.
Quelle: Pressemitteilung Internetwirtschaft e.V.