Suchmaschine google.cn zensiert auch Tibetseiten im Internet
Archivmeldung vom 27.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Entscheidung des weltweit führenden Suchmaschinenanbieters Google, seinen Service google.cn zu zensieren, wurde heute von der International Campaign for Tibet Deutschland (ICT) scharf kritisiert.
Die Firma mit Hauptsitz in Kalifornien hatte
am Mittwoch mitgeteilt, dass ihre in China operierende Suchmaschine
google.cn "politisch sensible" Internetseiten aus ihren
Suchergebnissen herausfiltern werde. Darunter fielen auch Begriffe
wie "Tibet", "Dalai Lama", "Menschenrechte" oder "Tiananmen-Platz".
Google unterwirft sich mit dieser Entscheidung der Politik der
chinesischen Staatsführung, Internetseiten zu zensieren, deren Inhalt
aus ihrer Sicht die staatliche Sicherheit oder die "gesellschaftliche
Ordnung" gefährden könnten. Ausländische Anbieter, die die mindestens
110 Millionen chinesischen Internetnutzer erreichen wollen, müssen
ihre Webseiten bei der zentralen Zensurbehörde des chinesischen
Staatsrates registrieren und deren Auflagen erfüllen, um eine
Betriebgenehmigung zu erhalten. Google tut es damit anderen Anbietern
wie Microsoft und Yahoo gleich, offensichtlich mit dem Ziel, sich
dadurch Anteile an einem wachsenden Markt zu sichern.
Schon im vergangenen Jahr war die Internetfirma Yahoo in die
Schlagzeilen geraten, weil sie Informationen über den Journalisten
Shi Tao an die chinesischen Behörden weitergeben hatte; Shi Tao wurde
infolgedessen im Frühjahr 2005 zu einer zehnjährigen Haftstrafe
verurteilt.
"Google, Yahoo und andere sind ein Beispiel dafür, dass
Handelsbeziehungen mit westlichen Unternehmen zu einer
Verschlechterung der Menschenrechtslage führen können", erklärte
ICT-Geschäftsführer Müller. Ohne das Mitwirken westlicher
Internetdienstleister wäre es niemals zu dieser eklatanten
Einschränkung der Informationsfreiheit gekommen, stellte Müller
weiter fest. "Google muss daher seine Geschäftspolitik in China
dringend überdenken.", so die Organisation abschließend.
Quelle: Pressemitteilung International Campaign for Tibet