Videospielverkäufe sinken auf neues Rekordtief
Archivmeldung vom 15.05.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie angeschlagene Videospielbranche zeigt keine Anzeichen einer baldigen Erholung. Einer aktuellen Markterhebung des Researchers NPD Group zufolge rutschten die Erlöse im April um 26 Prozent in den Keller. Dies ist der schärfste Rückgang seit Juli 2009. In den USA fiel der Gesamtumsatz mit Videospielen, Software sowie Accessoires im Betrachtungsmonat auf 766,2 Mio. Dollar. Noch vor einem Jahr konnte die Branche rund 1,03 Mrd. Dollar umsetzen.
"Die sinkenden Zahlen im
Core-Gaming-Bereich werden auch aus dem Vereinigten Königreich gemeldet.
Dennoch glaube ich, dass trotz der Schließung von Entwicklerstudios bei
den Großen der Branche noch Profitabilitätsspielraum vorhanden ist",
sagt Steffen P. Walz, Games-Berater und Geschäftsführer der Firma sreee,
gegenüber pressetext. Dem Insider nach könnten die sinkenden Zahlen ein
Indiz dafür sein, dass sich die Erwartungshaltung der Käufer verändert -
weg vom reinen Interesse am Content und hin zum Service-Wunsch. Auch
Core-Produkte werden sich demnach anpassen müssen, so Walz.
Casual Games verantwortlich
Die Ursache für diesen auf das Gesamtjahr betrachtet viertgrößten Rückgang sehen Experten vor allem in den miserablen Absatzzahlen von Konsolenspielen, die im März veröffentlicht wurden. Damit sind die Erlöse mit Nintendo-DS-Spielen unter den Schätzungen geblieben. Auch im Bereich Software verringerten sich die Verkaufszahlen um 22 Prozent auf 398,5 Mio. Dollar. Marktanalysten hatten einen Rückgang um gerade einmal fünf Prozent erwartet.
Schuld an der Misere sind vor allem Casual Games, die entweder zu kleinen Preisen verkauft oder kostenlos angeboten werden. Diese Spiele, die nicht zuletzt bei sozialen Netzwerken wie Facebook verbreitet sind und sich auch auf dem iPhone oder iPad großer Beliebtheit erfreuen, nähren investorenseitig bereits erste Bedenken. Die aktuellen April-Zahlen schüren diese Ängste. Trotz allen Pessimismus sind Analysten mit Blick auf die kommenden Monate zuversichtlich gestimmt.
"Social-Networking-Games wie Farmville sind zwar zunächst
kostenfrei, jedoch generieren die Anbieter ähnlich wachsender
Browser-Games über In-Game-Transaktionen Millionenumsätze, wovon
Facebook 30 Prozent Kommission erhält", erklärt Walz im
pressetext-Interview. Diese Kommission wird aber kontrovers diskutiert.
Dem Experten ist es denkbar, dass Zynga oder sogar EAs "Playfish" eigene
soziale Spielenetzwerke etablieren. "Es ist viel Bewegung im Markt, und
das kann für Innovation sorgen, was die Kunden freut", unterstreicht
Walz.
Neue Games-Titel in der Pipeline
Zuversicht schöpft die Branche aus den für Mai angekündigten Titeln wie Nintendos "Super Mario Galaxy 2", dem Take-Two-Interactive-Shooter "Red Dead Redemption" oder THQs jüngstem Material um "Ultimate Fighting Championship". Außerdem bringen sowohl Sony als auch Microsoft bis Ende des Jahres eine neue Motion Technology für ihre Konsolen raus. Zudem wartet die Branche sehnsüchtig auf die Veröffentlichung der 3D-Version für den DS.
Während sich die Absatzzahlen bei Spielen mehr und mehr eintrüben, konnten sowohl Sony als auch Microsoft ihre Umsätze mit PayStation 3 bzw. Xbox 360 gegenüber dem Vorjahr steigern. Dieser Erfolg wird jedoch überschattet von einem 71-prozentigen Rückgang bei den Nintendo-DS-Verkäufen. Nichtsdestotrotz zählte der DS zu den besten Verkaufsplattformen im April. Im Hardware-Markt fielen die Erlöse im April um 37 Prozent auf 249,3 Mio. Dollar.
"Mittelfristig wird auch der Konsolenmarkt von den Social Games profitieren, denn diese erweitern das Publikum und sorgen dafür, dass Core-Titel mit sozialen Features ausgestattet werden. Im Aufeinanderprallen von Core- versus Casual-Industrie spiegelt sich die Industriekontroverse zwischen reiner Produkt- beziehungsweise Content-Getriebenheit und den neuen Online-Möglichkeiten von Service-Geschäftsmodellen wider", so Walz. Die Verschmelzung beider Philosophien bringe neue Service-Produkte hervor, die den Casual- und Core-Markt bedienen, meint der Branchenkenner abschließend.
Quelle: pressetext.austria Florian Fügemann