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Den Sieger zur Schnecke gemacht

Archivmeldung vom 25.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Vor rund einer Woche warb Microsoft lautstark mit dem «schnellsten Browser am Markt» für den neuen Internet Explorer 8. Doch ein einfaches Experiment und ein kritischer Blick hinter die Kulissen zeigen, wie weit Werbung und Realität auseinanderliegen können.

Nach der vollmundigen Ankündigung von Microsoft haben sich die Tester weltweit auf den neuen Browser gestürzt und ihn Tests in verschiedenen Disziplinen (sogenannte Benchmarks) unterzogen. Das kann bei einigen Tests jeder Nutzer selbst im Browser probierenDas ersetzt zwar keinen Labortest mit professionellen Messverfahren, kann aber schon recht deutlich Unterschiede zeigen. Wichtig für einen Vergleich: Es dürfen keine anderen Anwendungen, Webseiten und Datenübertragungen aktiv sein.. Da gibt es zum Beispiel die Google-V8-Benchmark-Suite, das SunSpider-Benchmark oder das Peacekeeper-Benchmark.

Die Urteile der unabhängigen Tester der verschiedenen IT-Magazine und -portale sind vernichtend: Zu lahm sei der Browser im Vergleich zur Konkurrenz, und teils um ein Mehrfaches langsamer als Firefox, Opera und Googles Chrome; veraltet sei die Technik und schwächere Computer würden ausgebremst, monieren sie. Zudem habe Microsoft zwar aufwändig die Ladezeiten von Webseiten verglichen, auf den wichtigsten Test aber verzichtet: die Leistung beim Laden von Javacript-Inhalten.

Die im modernen Word Wide Web sehr wichtige Browser-Programmiersprache Javascript kommt zum Beispiel zum Einsatz, wenn interaktive Elemente oder Animationen auf einer Seite geladen werden sollen. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel wählten die Kollegen der Seite zdnet.de: Die Vorschaueffekte von Webcambildern der Seite www.engadin.stmoritz.ch/webcams zeigen eklatante Unterschiede zwischen dem Microsoft-Browser und der Konkurrenz. Das konnte auch in der news.de-Redaktion auf einem durchschnittlichen Bürorechner mit Zweikernprozessor problemlos nachvollzogen werden - und jeder Leser kann dies zu Hause ausprobieren.

Tatsächlich hat Microsoft bei den selbst durchgeführten Tests vor allem Wert auf Ladezeiten und die Geschwindigkeit des Seitenaufbaus gelegt, wie Irene Nadler von der Pressestelle bestätigt. Beides sind zweifellos wichtige Fähigkeiten eines Browsers, doch es gibt zwei Einwände: Der schnellste Seitenaufbau nützt nichts, wenn das eine, zentrale Element der Seite per Javascript geladen wird. Wenig performante Browser bremsen den Nutzer hier aus. Zudem liegen die Unterschiede bei den reinen Seitenladezeiten im Millisekundenbereich  und sind damit so gering, dass sie lediglich einen Sieg auf dem Papier bedeuten. In der Praxis hat dieser Gewinn nach Zahlen keine Bedeutung, eine hängende Bildervorschau (siehe oben) oder der träge Onlinekalender dagegen schon.

Doch warum wurde die JavaScript-Funktionalität so stiefmütterlich von Microsoft getestet, warum wird dennoch von einem Geschwindigkeitssieg gesprochen und wie erklärt man dort das offensichtliche Geschwindigkeitsproblem? Das konnte Irene Nadler nicht auf der Stelle ohne Rückfrage erklären, die Antwort steht noch aus.

Neu ist das Problem jedoch nicht. Schon bei der zweiten Vorabversion (einer sogenannten Betaversion) des IE8 stellten die Tester des c't-Magazins im September 2008 deutliche Probleme in Sachen Geschwindigkeit fest. Doch eine Vorabversion muss nicht perfekt sein, darf reifen und entsprechend weiterentwickelt in der Finalversion an den Start gehen.

Weiterentwickelt wurde der IE8 zwar und kann nun durchaus mit sehenswerten neuen Funktionen aufwarten – gerade im Vergleich zum Internet Explorer 7. Doch da Microsoft vor allem mit der Geschwindigkeit warb, wird die neue Version von unabhängigen Fachleuten auch an dieser gemessen - und versagt. Offensichtlich hat sich unter der Haube gerade dort nicht viel getan, wo moderne Browser den Spagat zwischen tollen Web-2.0-Effekten und geringer Prozessorbelastung hinlegen müssen.

Das macht den Internet Explorer 8 nicht automatisch zu einem schlechten Browser. Es ist wohl der Internet Explorer mit den meisten Fortschritten in Sachen Sicherheit, Komfort und korrekte Anzeige von Webseiten. Mit den Webslices steckt eine pfiffige Innovation drin, die irgendwo zwischen RSS-Feed und Seitenvorschau angesiedelt ist. Auch werden Tests oft unter Laborbedingungen durchgeführt oder messen theoretische Werte, die nicht immer dem Nutzerverhalten entsprechen.

Doch fürs «Bling Bling», also die immer ausgefeilteren optischen und technischen Spielereien im Internet ist er im Vergleich derzeit schlicht zu langsam, das zeigt unter anderem die oben angeführte Probe aufs Exempel. Umgehen lässt sich das Problem bislang nur mit einem halbwegs potenten Rechner und einem geduldigen Nutzer.

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