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Internet schrammt an einer Katastrophe vorbei

Archivmeldung vom 10.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Um ein Haar hätten Hacker die Kontrolle über das Internet übernehmen können. Unter höchster Geheimhaltung wendeten Computerkonzerne die Bedrohung ab. Ein Virenspezialist hatte das Sicherheitsloch zufällig entdeckt und Microsoft, Cisco und Sun informiert. Wären Hacker auf das Problem gestoßen, hätten sie Webadressen umlenken und Mails abfangen können.

Eine durch Zufall entdeckte Panne im Internet hätte es Hackern fast ermöglicht, die weitgehende Kontrolle über das weltweite Datennetz zu übernehmen. Nach sechs Monaten Arbeit unter höchster Geheimhaltung stellten große Hardware- und Softwarefirmen am Dienstag einen sogenannten Patch, ein Korrekturprogramm, bereit. Die Gefahr ist nun gebannt.

Auf den bedrohlichen Fehler war der Sicherheitsspezialist Dan Kaminsky von der Firma IOActive gestoßen, als er etwas völlig anderes suchte. Wären auch Hacker auf das Problem gestoßen, hätten sie Internetdomains auf andere Seiten umleiten sowie E-Mails und vertrauliche Daten abfangen können.

Die Panne, die Kaminski ausfindig gemacht hatte, lag im Herzstück des Internets, dem Domain Name System (DNS). Das ist dafür zuständig, lesbare Domainnamen wie www.google.de den dahinter stehenden Internetseiten zuzuordnen. Dazu ordnet es den Domainnamen einen Nummerncode – die IP-Adresse – zu. Das gleiche geschieht im Hintergrund beim Verschicken von E-Mails. Damit ist das DNS das Telefonbuch des Internet: Hätten sich nun Kriminelle dort eingehackt, hätten sie die Zuordnung jedes einzelnen Domainnamens zu seiner IP-Adresse ändern – und das Internet beherrschen können.

Die Panne, die Kaminski ausfindig gemacht hatte, lag im Herzstück des Internets, dem Domain Name System (DNS). Das ist dafür zuständig, lesbare Domainnamen wie www.google.de den dahinter stehenden Internetseiten zuzuordnen. Dazu ordnet es den Domainnamen einen Nummerncode – die IP-Adresse – zu. Das gleiche geschieht im Hintergrund beim Verschicken von E-Mails. Damit ist das DNS das Telefonbuch des Internet: Hätten sich nun Kriminelle dort eingehackt, hätten sie die Zuordnung jedes einzelnen Domainnamens zu seiner IP-Adresse ändern – und das Internet beherrschen können.

Haarscharf an der Katastrophe vorbei

Im harmlosen Fall wären die Leser einer Internetseite auf irgendeiner ganz anderen Seite gelandet. Hacker hätten aber auch gezielt Internetseiten nachbauen können, um die Nutzer zu täuschen. Damit hätten etwa Bankkunden beim Onlinebanking auf ganz anderen Internetseiten landen können – ohne es zu merken, denn der korrekte Domainname der Bank hätte weiter in der Adresszeile gestanden. Kriminelle hätten so persönliche Daten abfangen können, etwa die Kontonummer, die Geheimzahl und Transaktionsnummern für das Onlinebanking. Solche sogenannten Phishing-Attacken gibt es auch so im Internet – doch die Panne hätte es den Hackern um einiges einfacher gemacht.

Auch die Seiten von E-Mail-Anbietern hätten die Hacker nachbauen können, um so Benutzernamen und Passwörter auszuspähen. Doch selbst, wenn der eigene E-Mail-Anbieter nicht betroffen gewesen wäre, hätten Mails abgefangen werden können: Auch beim Versenden von Nachrichten wird die Adresse des Empfängers einer IP-Nummer zugeordnet. Angreifbar wären zudem große Netzwerke von Unternehmen, Behörden und Universitäten gewesen.

Nach seiner Entdeckung kontaktierte Kaminsky Konzerne wie die Softwareriesen Microsoft und Sun oder den Internet- und Netzwerkspezialisten Cisco. Diese stellten ein Team aus 16 Forschern aus der ganzen Welt zusammen, um im Geheimen eine Lösung für das Problem zu suchen. Das Ergebnis ihrer Arbeit war der Patch, der seit Dienstag zur Verfügung steht und das alle beteiligten Firmen gleichzeitig freigaben. Gleichzeitig veröffentlichte auch die in den USA von Firmen und dem Staat gegründete Sicherheitspartnerschaft CERT eine Warnung, um die Bedeutung des Fehlers hervorzuheben.

„Die Menschen sollten besorgt sein, aber nicht in Panik ausbrechen“, sagte Kaminsky in einer Telefonkonferenz. Bei den meisten Computerbesitzern sollte das Patch automatisch über die regelmäßigen Sicherheitsupdates installiert werden. Wer auf seinem Computer, etwa unter Windows, die automatischen Updates deaktiviert hat, sollte allerdings ein manuelles Update durchführen, um das Reparaturprogramm zu installieren, sagte Daniel Bachfeld von der Computerzeitschrift „c’t“.

Ist das Reparaturprogramm installiert, sollte das Problem behoben sein: Hacker können nach Angaben Kaminskys nicht mehr auf den ursprünglichen Fehler schließen. Die technischen Details der Panne sollen noch einen Monat geheim gehalten werden, damit für die Updates ausreichend Zeit bleibt.

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