US-Wissenschaftler zeigen 6D-Bilder
Archivmeldung vom 11.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakUS-Wissenschaftler haben ein System entwickelt, das Bilder sechsdimensional darstellt. Das bedeutet, ein Gegenstand wird nicht nur wie bei einem Hologramm dreidimensional dargestellt. Sein Aussehen ändert sich auch, wenn der Betrachter seine Position wechselt oder wenn sich die Beleuchtung ändert.
Ein beliebtes Angebot an Souvenirständen sind Postkarten mit
Linsenraster-Bildern, auch Wechsel- oder Wackelbilder genannt. Die
Gegenstände darauf erscheinen dreidimensional, betrachtet man die
Postkarten aus verschiedenen Blickwinkeln, ändern sich die Bilder und
es entsteht die Illusion einer Bewegung. Einen vergleichbaren Effekt
wollen Ramesh Raskar und sein Team vom Media Lab des Massachusetts
Institute of Technology (MIT) mit einer neuen Bildschirmtechnik
erzielen.
Sechsdimensional sollen die damit dargestellten Bilder
sein. Das bedeutet, ein Objekt ist nicht nur dreidimensional
abgebildet, sondern die Darstellung ist zudem abhängig von den
Lichtverhältnissen und dem Blickwinkel. Ändert sich etwa das Licht,
weil die Sonne wandert, ändern sich auch die Schatten und Glanzpunkte
auf dem dargestellten wie auf einem realen Objekt. Um ein wirkliches
synthetisches Bild zu erschaffen, müsse ein Bildschirm auf Änderungen
der Lichtverhältnisse oder des Blickwinkels reagieren, erklärt Raskar.
Der Effekt beruhe dabei, so die Wissenschaftler, einzig auf optischen
Eigenschaften. Eine Steuerung durch einen Computer sei nicht nötig.
Das Prinzip des neuen Displays ähnelt dem der Linsenrasterbilder.
Während bei diesen die Linsen parallel verlaufen, setzen die
MIT-Forscher auf eine Anordnung kleiner quadratischer Linsen. So
erzielten sie zunächst den gleichen Effekt wie bei Linsenrasterbildern:
Der abgebildete Gegenstand erschien dreidimensional und änderte sich je
nach Blickwinkel des Betrachters.
Indem sie weitere Lagen von
Linsen hinzufügten, gelang es ihnen, zwei weitere Dimensionen
darzustellen: Nun ändert sich das Bild auch mit dem Licht. In einem
Test mit dem Bild einer Weinflasche konnten die Wissenschaftler zeigen,
dass sich mit der Änderung der Beleuchtung auch die Schatten und die
Lichtreflexionen veränderten, welche die Flasche warf.
Aus
diesem Grund sei die neue Technik heutigen Hologrammen überlegen,
erklärt Raskar. Deren Darstellung erscheine im Vergleich mit einem
realen Objekt unecht, weil sie immer gleich aussehe und die sich
verändernden Schatten und Reflexionen auf dem realen Objekt nicht
nachahme.
Noch ist das System jedoch nicht für den
Massenmarkt geeignet. Die Teile müssen alle von Hand gefertigt werden.
Ein einziger Bildpunkt komme auf einen Preis von 30 US-Dollar, so
Raskar. Deshalb verfügt das System im Labor derzeit auch nur über eine
niedrige Auflösung. Raskar schätzt, dass es noch gut zehn Jahre dauern
werde, bis die Technik reif für den Massenmarkt ist.
Anwendungsmöglichkeiten sieht er in der Werbung, der Unterhaltung oder
auch im industriellen Bereich, beispielsweise für Inspektionen von
Geräten, die an den Technikern nicht vertrauten Orten eingebaut sind.
Denkbar seien auch vergleichbare Systeme für Computerbildschirme oder
für Filme.