Wikipedia-Gründer Jimmy Wales in VANITY FAIR: "Solange ich etwas zu sagen habe, werden wir uns nicht zensieren lassen."
Archivmeldung vom 05.06.2007
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Freigeschaltet durch Jens Brehl"Solange ich etwas zu sagen habe, werden wir uns nicht zensieren lassen - schon allein deswegen nicht, weil Google sich zum Knecht macht", erklärt Wikipedia-Erfinder Jimmy Wales im Interview mit VANITY FAIR.
Damit kritisiert er, dass die Google-Betreiber die staatliche Zensur von Google in China mitgetragen haben - der Zugriff auf Wikipedia ist den chinesischen Bürgern hingegen gänzlich untersagt. Die User-Gemeinde nennt Jimmy Wales den "God King", doch er selbst sieht sich eher als "Queen von England, das Oberhaupt, das über immer weniger Macht verfügt und dafür immer mehr repräsentiert", so Wales.
"Selbst bei etwas spezielleren Sexualpraktiken bleiben die Einträge nüchtern und wissenschaftlich", beschreibt Wales die Seriosität seines Online-Lexikons. "Sie können froh sein, wenn ihr Kind 'Analverkehr' googelt und auf Wikipedia landet und nicht auf einem anderen Link." Wales weiter: "Generell glaube ich Wikipedia. Dass Universitäten uns als Fußnoten nicht akzeptieren, kann ich durchaus nachvollziehen, schließlich haben wir keinen akademischen Anspruch. Wer eine Magisterarbeit schreibt und bei Wikipedia klaut, hat ohnehin eine schlechte Note verdient."
Die deutschsprachige Wikipedia-Gemeinde ist nach der englischsprachigen weltweit die zweitgrößte. "Ich denke, es liegt am hohen Bildungsgrad, der Affinität zum Internet und wahrscheinlich auch daran, dass Deutsche sendungsbewusst sind", begründet Wales die Begeisterung der deutschen User für seine Web-Enzyklopädie. Noch im Dezember 2007 soll bereits ein neues Projekt online gehen: Wiki-Search. Die Suchmaschine, die ihre Algorithmen der freien Software-Gemeinde zugänglich macht und darauf hofft, "dass alle fleißig mit am Code schreiben", wird wie Wikipedia werbefrei im Netz zu finden sein - ein "Google-Killer" laut Branchenberichten.
Quelle: Pressemitteilung VANITY FAIR