Immer mehr Senioren klicken sich durchs Web
Archivmeldung vom 19.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Internet ist nicht nur für junge Menschen ein fester Bestandteil des Lebens: Immer mehr Senioren klicken sich durchs Web. Die Hälfte der Deutschen zwischen 55 und 64 nutzt das Netz zumindest gelegentlich.
In der Altersgruppe zwischen 65 und 74 ist immerhin jeder Vierte online, teilte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) in Berlin mit.* „Damit hat das Internet nun auch bei der älteren Generation den Durchbruch geschafft“, sagt BITKOM-Vizepräsident Heinz Paul Bonn.
„Viele ältere Nutzer gehen nach kurzer Eingewöhnung souverän mit dem Internet um“, betont Bonn, „und für Neueinsteiger speziell in dieser Altersgruppe gibt es ein paar sinnvolle Hinweise.“ Der BITKOM nennt die wichtigsten Tipps:
1. Starthilfe-Angebote nutzen
Viele Seminaranbieter veranstalten Computer- und Internet-Kurse für Senioren. Dort können Laien viel über die nötige Technik, Tipps und Tricks erfahren. Hier empfiehlt es sich, Inhalte und Gebühren gründlich zu vergleichen. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten oft Volkshochschulen. Meist kommt aber eine kostenlose Alternative in Frage – die Starthilfe innerhalb der Familie. Viele Senioren haben Kinder oder Enkel, die sich mit Web und E-Mail gut auskennen.
2. Einfache und ergonomische Technik kaufen
Wer seinen PC hauptsächlich für E-Mail und zum Surfen nutzen will, braucht keinen Super-Computer. Bei einer Neuanschaffung kommen auch einfache Modelle ab 300 Euro in Frage. Sie sollten bereits ab Werk mit Betriebssystem und Modem ausgeliefert werden. Ein Netzwerkanschluss für ein DSL- oder TV-Kabel-Modem ist bei den meisten PCs ebenfalls Standard; ein WLAN-Modul für drahtloses Breitband-Internet bietet zusätzlichen Komfort und verhindert Kabelsalat. Für Senioren besonders wichtig ist die nutzerfreundliche Bedienung: Der Bildschirm sollte groß sein und Schriften nicht zu klein darstellen. Spezielle Tastaturen mit angewinkeltem Buchstabenfeld schonen Gelenke und Sehnen. Die Maus muss gut in der Hand liegen und ausreichend große Tasten haben. Mauspads mit Gel-Kissen können Schmerzen im Handgelenk verhindern.
3. Den richtigen Internet-Zugang wählen
Wer nur alle paar Tage E-Mails von Angehörigen liest, braucht kein Highspeed-Internet. Hier reicht es, das integrierte PC-Modem mit der Telefondose zu verbinden und zum Minutentarif zu surfen. Dafür gibt es Anbieter, die über die Telefonrechnung abrechnen – ohne separaten Vertrag. PC-Zeitschriften informieren aktuell über Preise und Einwahlnummern. Regelmäßige Nutzer sollten sich aber auf jeden Fall für einen schnellen Breitbandzugang wie DSL entscheiden. Die Anschlüsse sind in den letzten Jahren immer günstiger geworden und werden oft im Paket mit Telefonie-Pauschalen angeboten. Breitbandverträge gibt es auch von Internet-Providern, TV-Anbietern und Stromversorgern. Wer die nötige Beratung nicht in der Familie oder bei Freunden bekommt, sollte sich in Fachgeschäften informieren. Dabei gilt: Nicht gleich beim billigsten Anbieter unterschreiben, sondern auch auf guten Kundendienst und Vertragslaufzeiten achten. Steht ohnehin ein PC-Kauf an, sollte der Internet-Zugang gleich mitbestellt und vom Händler eingerichtet werden.
4. Nicht an Sicherheits-Software sparen
Computerviren und Betrüger können Internetnutzer verunsichern – das trifft vor allem auf PC-Neulinge und ältere Surfer zu. „Manche sind zu sorglos, andere wiederum übervorsichtig“, sagt BITKOM-Vizepräsident Bonn. „Eine gute Sicherheitsausstattung ist für diese Nutzergruppen besonders wichtig.“ Ein Anti-Viren-Programm und eine so genannte Firewall, die den Rechner vor schädlichen Dateien aus dem Netz schützt, müssen vor der ersten Online-Sitzung installiert werden. Auch sollten die Sicherheitseinstellungen des Betriebssystems regelmäßig aktualisiert werden. Am besten wird der Rechner so eingestellt, dass er alle nötigen Updates automatisch installiert.
5. E-Mails von Unbekannten misstrauen
Trotz Firewall und Anti-Viren-Programm ist Vorsicht geboten: E-Mails von Unbekannten, die unaufgefordert im eigenen Postfach landen, am besten gleich löschen – insbesondere, wenn eine Datei angehängt ist. Dahinter könnte sich ein schädliches Programm verbergen. Auch sollten Nutzer niemals Bankdaten im Internet eingeben, wenn sie per E-Mail dazu aufgefordert werden. Dabei handelt es sich immer um gefälschte Mails, die nicht von der eigenen Bank stammen. Beim Online-Banking sollte man die Adresse der Bank immer direkt im Web-Programm eingeben oder über selbst gespeicherte Lesezeichen (Favoriten) aufrufen.
6. Nur bei seriösen Shops bestellen und sicher bezahlen
Auch ältere Kunden wissen Online-Geschäfte zu schätzen – die Produkte sind oft sehr günstig und werden an die Haustür geliefert. Jeder zweite Internetnutzer ab 55 Jahren hat im vergangenen Jahr Waren oder Dienstleistungen im Netz bestellt.** Wichtig ist, sich nicht von knalligen Webseiten beeindrucken zu lassen. Zeichen für die Seriosität eines Shops sind ein Impressum mit voller Anschrift und Nennung des Betreibers, kostengünstige Service-Telefonnummern und verständliche Geschäftsbedingungen (AGB). Auch sollten Versandkosten und Lieferzeiten klar genannt werden. Vertrauliche Bank- und Kreditkarten-Daten müssen über eine sichere Verbindung übertragen werden. Das ist erkennbar an den Buchstaben „https“ in der Internet-Adresse und einem Schloss- oder Schlüssel-Symbol in der Statusleiste des Webprogramms. Man kann per Rechnung, Lastschrift oder Kreditkarte zahlen. Es gibt auch renommierte Bezahldienste zur Kaufabwicklung, bei denen die Kontodaten nur einmal hinterlegt werden. Vorkasse per Überweisung ist zwar weit verbreitet, aber riskanter.
7. Passwörter richtig wählen und Hilfsmittel nutzen
15 bis 20 Passwörter oder Zahlencodes braucht ein Nutzer von Internet- und Telekommunikationsdiensten durchschnittlich, schätzt der BITKOM nach einer Umfrage unter 400 Sicherheitsexperten. „Eine solche Zahlenmenge ist gerade für Senioren schwer zu merken“, sagt BITKOM-Vize Heinz Paul Bonn. Riskant ist es allerdings, die Codes auf einem Zettel neben dem Computer zu notieren – jeder Besucher könnte die vertraulichen Daten sehen. Hilfe bieten so genannte Passwort-Safes: Das sind PC-Programme, in denen sich Codes sicher speichern lassen. Dann müssen sich die Nutzer nur noch ein Passwort für den Safe merken, um auf alle anderen Codes zuzugreifen. Grundsätzlich gilt bei der Passwort-Wahl: Keine Geburtsdaten, Namen oder Autokennzeichen aus der eigenen Familie wählen. Ein guter Code besteht aus einer möglichst zufälligen Reihenfolge von Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Je länger er ist, desto schwerer ist er zu knacken.
* Basis: Eurostat 2007 (Kriterium: Internetnutzung in den letzten drei Monaten vor der Befragung);
** Quelle: Eurostat 2007
Quelle: Pressemitteilung BITKOM