Breitband über Funk: Kabelnetzbetreiber befürchten massive Beeinträchtigungen
Archivmeldung vom 06.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakIn Gemeinden, in denen Breitband bisher nur via Satellit möglich ist, will die Bundesregierung bis Ende nächsten Jahres auch eine Möglichkeit bieten, über bisher ungenutzte Funkfrequenzen (790 MHz bis 862 MHz) sich schnell ins Internet zu bewegen.
Wenn der Bundesrat im Mai 2009 einer Verordnung des Bundeskabinetts
zustimmt, ist der Weg für die Versorgung ländlicher Regionen mit
Breitbandinternet über Funk geöffnet. Die Bundesnetzagentur könnte die
Vergabe der sogenannten Digitalen Dividende 2009 vornehmen, wodurch die
Frequenzen von 790 MHz bis 862 MHz bereits 2010 für die rund 800
Kommunen nutzbar wären, in denen Breitband nur über Satellit verfügbar
ist. Doch laut dem Verband der TV-Kabelnetzbetreiber geht der Plan
nicht auf.
Laut Thomas Braun, Präsident des Verbands Deutscher
Kabelnetzbetreiber ANGA, wird bei der Vergabe der Digitalen Dividende
die vorherige Prüfung möglicher Störungen anderer Übertragungswege
vernachlässigt. Ein erster Test, den ANGA mit dem Institut für
Rundfunktechnik (IRT) in Wittstock/Dosse in Brandenburg
durchgeführt hat, habe erhebliche Beeinträchtigungen des Empfangs von
TV-Programmen und der Übertragung von Datensignalen über die Kabelnetze
ergeben.
"Durch die Signaleinstrahlung wurden die Set-Top-Boxen und
Fernsehgeräte in ihrer Funktion massiv gestört. Hier müssen daher
Untersuchungen durchgeführt werden, wie eine verträgliche Nutzung
dieser Kabelfrequenzen sichergestellt werden kann", erklärte Braun. Ein der ANGA vorliegendes Gutachten der
Berufsgruppe "Kabel-TV" der Wirtschaftskammer Österreich unterstütze
die Messergebnisse der ANGA und des IRT, sagt er. Insbesondere
Störungen der Teilnehmergeräte könnten die Investitionen der
Kabelanbieter entwerten und den Infrastrukturwettbewerb gefährden.
In dem Pilotprojekt im nördlichen Brandenburg bei
Wittstock/Dosse wird breitbandiges Internet über Rundfunk getestet.
Beteiligt sind die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) und der
Mobilfunkbetreiber T-Mobile. Ein weiteres Pilotprojekt ist für
Baden-Württemberg angekündigt.
Weil bei beiden Piloten die Folgen für die Rundfunk- und
Datenübertragung im Kabel und auf die daran angeschlossenen Endgeräte
nicht untersucht würden, blieben Störpotenziale unberücksichtigt, meint
Braun. Viele Kabelanschlüsse seien heute bereits bis 862 MHz ausgebaut
und übertrügen Angebote im gleichen Frequenzbereich, der auch für
mobile Datendienste verwendet werden soll.