Internet-Kriminalität: LKA Brandenburg richtet Cyber-Kompetenzzentrum ein
Archivmeldung vom 10.02.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Brandenburger Landeskriminalamt gibt es jetzt nach rbb-Recherchen ein neues Cyber-Competenzcenter (CCC) zur Bekämpfung von Cyberkriminalität. Das bestätige die Presseabteilung des Polizeipräsidiums dem rbb, wollte aber noch keine Einzelheiten nennen. Der Öffentlichkeit werde man das CCC demnächst vorstellen.
Nach rbb-Recherchen übernimmt die neue Abteilung zentral die schweren Fälle von Cyberkriminalität und ist Dienstleister für die Abteilungen bei der Kriminalpolizei.
Damit begegnet die Brandenburger Polizei dem rasanten Anstieg von Internetkriminalität. Die Opposition kritisiert, dass auch die Kompetenz in den Direktionen und Inspektionen gestärkt werden müsse. Björn Lakenmacher, Innenpolitischer Sprecher der CDU, sagte dem rbb: "Allein beim Landeskriminalamt sind Großverfahren möglich, aber alles andere in Punkto Internetkriminalität kann man nicht bearbeiten. Mit anderen Worten: Die großen Fälle werden vielleicht bearbeitet, die kleineren nicht mehr. Wir müssen uns da viel besser aufstellen."
Wolterdorfer soll weltweitem Ring von Cyberkriminellen angehört haben
Dass die großen Fälle von Cyber-Kriminalität offenbar in Brandenburg angekommen sind, zeigt ein aktuelles Beispiel. Ende vergangenen Jahres nahm die Polizei einen 40-jährigen Familienvater in seinem Eigenheim in Woltersdorf (Oder-Spree) fest. Scheri L. wird die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Verden auf Anfrage mit. Sie leitete die Ermittlungen gegen einen mutmaßlichen Cyberring, dem Scheri L. angehört haben soll. Insgesamt 16 Verdächtige aus der ganzen Welt sollen diesem Ring laut Polizei und Staatsanwaltschaft angehören, vier nahm die Polizei fest - darunter Scheri L. als einzigen Deutschen.
Geschädigte kamen meist aus Deutschland
In der ruhigen Eigenheimsiedlung in Woltersdorf soll er gemeinsam mit anderen Verdächtigen die Cyber-Attacken gefahren haben. Konkret sollen sie Viren-E-Mails versendet haben. Wer sie anklickte, dessen PC wurden infiziert und Teil eines riesigen Netzwerkes. So konnten die Angreifer von mehr als 50.000 Rechnern aus weitere infizierte Spammails aussenden, etwa um Zugang zum Online-Banking zu erhalten oder um Passwörter auszuspähen. Der Schaden soll laut Staatsanwaltschaft in zweistelliger Millionenhöhe liegen.
Die meisten Geschädigten kamen aus Deutschland. Vor ein paar Tagen wurde ein weiterer Verdächtiger in den USA festgenommen. Die Überstellung nach Deutschland ist beantragt, teilte die Staatsanwaltschaft Verden mit. Die Ermittlungen dauern an.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)