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Tschüss UMTS?

Archivmeldung vom 04.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

An DSL-Geschwindigkeiten auf dem Handy gewöhnen sich technikbegeisterte Deutsche gerade. Wie schnell mobiles Internet tatsächlich sein kann, zeigt T-Mobile auf der Cebit im LTE-Bus. Ein Kurztrip in die mobile Zukunft.

Langsam rollt der VW-Bus übers Cebit-Gelände, ab und zu ruckt es beim Bremsen und Anfahren wegen der vielen Messegäste. Was dagegen nicht ruckt, sind die zwei parallel laufenden Videos in HD-AuflösungHD steht für High Definition - also hochauflösende Videosignale. Mehr Bildzeilen (720 oder 1080) machen das Bild deutlich schärfer und detailreicher als beim normalen Fernsehen (576 Bildzeilen). auf dem großen Flachbildschirm im Fahrzeuginneren. Sie liegen auf der Festplatte eines Rechners in der Messehalle und werden über die LTELong Term Evolution ist ein Mobilfunkstandard, der die Nachfolge von UMTS antreten könnte. LTE ermöglicht die Übertragung von deutlich mehr Daten als UMTS oder der UMTS-Datenturbo HSPA.-Funkverbindung in den Bus übertragen.

Dass der Telekom-Vorführer Heiko Münchmeier kein drittes Video starten kann, liegt allein an der Grafikkarte des Computers, die schafft nur zwei. Der LTE-Mobilfunkkanal zwischen Auto und Messehalle dagegen hätte noch genügend Reserven. Ebenso spielend laufen die Videokonferenz mit hochauflösenden Bildern zwischen der Kamera im Fahrzeug und dem Messestand oder der Transfer von größeren Dateien.

Schnelles mobiles Netz ist bereits Alltag und immer mehr Menschen sehen fasziniert große Datenmengen durch ihr Mobiltelefon rauschen – wenn Sie nicht von eingeschränkten Flatrates, fehlendem UMTS-Empfang oder anderen Nutzern in der gleichen Funkzelle ausgebremst werden. Während UMTS holpernd in Schwung kommt, zeigt T-Mobile auf der Cebit nun, wie sein Nachfolger aussehen könnte.

Der heißt LTE und soll Geschwindigkeiten bis zu 170 Mbit pro Sekunde (MBit/s) erreichen können. Zum Vergleich: Die schnellsten DSL-Anschlüsse erreichen derzeit 16 Mbit/s (V-DSL 2: bis zu 50 Mbit/s), Kabelanschlüsse bis zu 25 Mbit/s. Die Funkübertragung zwischen Demo-Fahrzeug und Messehalle schafft zwar «nur» 30 Mbit/s, aber diese Bandbreite lässt sich problemlos mit zusätzlicher Antennentechnik verdoppeln.

Das Problem von mehreren UMTS-Nutzern, die sich gegenseitig Bandbreite und Geschwindikeit in einer Funkzelle streitig machen, soll mit der neuen Technik nicht mehr so gravierend auftreten, sagt Münchmeier. Dafür soll eine optimierte Übertragung sorgen. Der Beweis steht freilich noch aus.

Die Marke von 100 Mbit/s wurde auf der Versuchsstrecke in Bonn bereits erreicht. Dort wird mit einer Rheinüberquerung auch schon getestet, was auf der Cebit mit der Direktverbindung zwischen Messehalle und Fahrzeug nicht möglich ist: Der Wechsel zwischen zwei Funkzellen. Das klappt schon reibungslos, sagt Heiko Münchmeier, weswegen eine Einführung der LTE-Technik Ende des Jahres 2010 durchaus realistisch wäre.

In Erinnerung an die teure UMTS-Einführung und angesichts der immer noch hohen Kosten für mobile Datentarife steht die Frage nach dem Preis für LTE deutlich im Raum. Es wird nicht teurer werden, sagt Münchmeier, eher billiger. Denn der Kostentreiber bei mobiler Datenübertragung sei nicht etwa der Signalverkehr durch die Luft, sondern jener zwischen Funkmast und Mobilfunkbetreiber.

Ob LTE aber tatsächlich die Nachfolge der UMTS-Technik antritt, ist noch nicht ausgemacht – darauf weist Heiko Münchmeier deutlich hin. T-Mobile ist Mitglied der NGMN-Allianz, in welcher weltweit viele Unternehmen mehrere Möglichkeiten der UMTS-Nachfolge erproben und sich erst noch für eine entscheiden werden. Die Cebit-Testfunkzelle zeigt aber eindrucksvoll, was möglich ist und dass es es beim überschnellen Mobilfunk weniger um das Ob als vielmehr um das Wie geht.

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