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Die EU hat Microsoft erneut im Visier

Archivmeldung vom 17.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die EU-Wettbewerbshüter lassen nicht locker: Sie drohen dem Softwarekonzern Microsoft erneut mit einem hohen Bußgeld. Der US-Gigant soll seinen Browser Internet Explorer in unzulässiger Weise mit dem Betriebssystem Windows verbunden haben.

Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte, erhielt Microsoft bereits einen Beschwerdebrief mit den Vorwürfen. Die Kommission vermutet, dass der Konzern aus Redmond im US-Bundesstaat Washington mit der Koppelung seine marktbeherrschende Stellung zum Schaden von Verbrauchern und Konkurrenten ausnutzt. Brüssel hatte Microsoft in anderen Fällen bereits mit hohen Strafen belegt, die sich bisher auf knapp 1,7 Milliarden Euro summieren. Der norwegische Konkurrent Opera hatte sich wegen des Falls in Brüssel beschwert.

In Oslo meinte Opera-Chef Jon von Tezchner zu der Brüsseler Initiative gegen Microsoft: «Die Stellungnahme der Kommission zeigt, dass sie ernst damit machen will, Microsoft zur Öffnung von Windows für echte Konkurrenz bei Internet-Browsern zu bringen.» «Im Namen aller Internet-Anwender» empfehle Opera, nun auch die nächsten Schritte zu gehen, um den Wettbewerb zu ermöglichen, den Microsoft seit mehr als ein Jahrzehnt «abgewürgt» habe.

Microsoft bestätigte auf seiner Internetseite, die sogenannten Beschwerdepunkte aus Brüssel vorgestern erhalten zu haben. «Wir wollen unser Geschäft so führen, dass es europäisches Recht einhält», teilte der Konzern mit. Die Vorwürfe der Kommission sollten nun genau geprüft werden. Der Internet Explorer sei seit 1996 bei Windows integriert. Der Browser ist die Schaltzentrale fürs Internet. Das Programm ermöglicht Nutzern, Inhalte im Netz anzusehen und durch das World Wide Web zu navigieren.

Microsoft hat nun acht Wochen Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Das Unternehmen habe das Recht auf eine mündliche Anhörung in Brüssel, teilte die Behörde mit. Falls die Kommission ihre Vorwürfe beweisen kann, droht in dem neuen Missbrauchsverfahren ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Üblicherweise wird dieser Rahmen jedoch nicht ausgeschöpft. Im Geschäftsjahr 2007/08 (30. Juni) hatte der Konzern einen Umsatz von 60,4 Milliarden Dollar erzielt.

Die Kommission kritisiert, dass die Bündelung bei Microsoft den Wettbewerb zwischen verschiedenen Webbrowsern behindert, Produktinnovation erschwert und letztlich die Auswahl der Kunden vermindert. In einem früheren Fall hatte die Kommission die Kombination vom Windows Media Player mit dem Windows-System angegriffen.

Die Wettbewerbshüter in Brüssel hatten erst im Februar vergangenen Jahres ein Rekordbußgeld von 899 Millionen Euro gegen den Konzern verhängt, da er seine Konkurrenten behinderte. Das Unternehmen verlangte jahrelang zu hohe Lizenzgebühren für technische Informationen.

Die Strafzahlungen an die EU erreichen nach früheren Angaben bisher 1,677 Milliarden Euro. Eine erste Buße war 2004 mit fast 500 Millionen Euro fällig geworden. Microsoft musste zudem technische Einzelheiten an andere Hersteller offenlegen, damit deren Software mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows vereinbar wird. Nach Ansicht der Kommission kam Microsoft dieser zwingenden Verpflichtung bis Oktober 2007 nicht nach.

Die seit mehr als zehn Jahren andauernde Auseinandersetzung mit Microsoft ist in Brüssel der mit Abstand spektakulärste und wichtigste Wettbewerbsfall. Kein Unternehmen wurde bisher so hart an die Kandare genommen und musste soviel in die EU-Kasse zahlen wie der US-Gigant.

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