Bayerischer Datenschützer warnt vor Online-Durchsuchung "Bundestrojaner könnte richtig teuer werden"
Archivmeldung vom 05.04.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Bundestrojaner sorgt mittlerweile für ähnliches Aufsehen wie das Holzpferd, mit dem die Griechen dereinst die Trojaner hinters Licht führten. Allerdings fehlt den Verbalschlachten um die heimliche Online-Durchsuchung privater PCs bisweilen das Überraschungsmoment des mythischen Vorbilds.
Nun aber belebt der bayerische Datenschutz-Beauftragte Karl
Michael Betzl die festgefahrene Debatte mit neuen Argumenten: In
einem Interview mit CHIP, dem Magazin für digitale Technik, warnt
Betzl vor schwerwiegenden finanziellen Folgen des Bundestrojaners.
Die Forderung deutscher Sicherheitsbehörden, Privatcomputer mit Hilfe einer Spionage-Software ausspähen zu dürfen, ist datenschutzrechtlich äußerst umstritten. Doch Betzl befürchtet auch handfeste wirtschaftliche Probleme: "Die Spyware könnte das EDV-System eines Unternehmens beschädigen, Geschäftsgeheimnisse könnten in die falschen Hände geraten." Dann, so der Landesbeauftragte, drohten Schadensersatzklagen.
Bayerns oberster Datenschützer hält die nationale Sichtweise der
Befürworter einer Online-Durchsuchung für unzureichend: "Ein einmal
freigesetzter Trojaner hält sich nicht an Landesgrenzen. Er könnte
auch in Südafrika oder New York seine schädliche Wirkung entfalten
oder einem Trittbrettfahrer den Eintritt ermöglichen." Mit
möglicherweise fatalen Folgen, so Betzl im CHIP-Interview: "Dann
haben Sie nach der dortigen Rechtsordnung eine Klage am Hals. Das
könnte richtig teuer werden."
Betzl übt in dem Artikel auch grundsätzliche Kritik an den immer
weiter gehenden Überwachungsmaßnahmen im Namen der Terror-Abwehr:
"Inzwischen hat sich das alles verselbstständigt, der
Antiterror-Schutz ist nur noch Lippenbekenntnis."
Quelle: Pressemitteilung CHIP