Rheinische Post: Platzecks Platz
Archivmeldung vom 03.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKann der das? Von Matthias Platzeck wissen selbst in der SPD viele kaum mehr als: ostdeutsch und nett. Aber nett sein, das reicht nicht für die Führung einer Partei, die in 14 Jahren fünf Vorsitzende verschlissen hat. So kann man nur hoffen, dass Brandenburgs Ministerpräsident unterschätzt wird hoffen für Platzeck selbst, für die SPD, vor allem aber für die Bundesrepublik, die infolge der SPD-Turbulenzen seit dem Frühjahr nicht mehr richtig regiert wird.
Ob Platzeck die nötige Härte besitzt, wird er als künftiger
Vorsitzender dieser zappeligen Partei früher unter Beweis stellen
müssen als ihm lieb ist. -Immerhin scheute er im Wahlkampf nicht
davor zurück, mutig für die Reformen der Regierung Schröder
einzutreten deutlicher gar als Schröder selbst.
Platzeck könnte mit seinem ruhigen und ausgleichenden Naturell wie
die ostdeutsche Variante eines Johannes Rau wirken als der große
Versöhner nach der Parteispaltung durch Nahles und Co. Aber um die
SPD wieder auf Erfolgskurs zu bringen, müsste er die (westliche)
Seele der Partei umkrempeln. Die will in ihrem tiefsten Innern gar
nicht regieren, sondern lieber opponieren und sich moralisch im Recht
fühlen. Doch damit ist kein Staat zu machen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post