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Westfalenpost: Kein Vertrauen mehr

Archivmeldung vom 15.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Die da oben", die Moral, die Fahndung Von Bodo Zapp Wenn der oberste Postherr von der Manageretage hoch droben auf die Welt herabschaut, sieht er rechts den Drachenfels, links den Kölner Dom, und unter sich die Zentrale der Telekom, deren Aufsichtsrat er vorsteht. Wer über den Dingen steht, sieht die Welt mit anderen Augen.

Abgehoben von der Ebene des "Fußvolks" könnte man auf den Gedanken kommen, gleicher als andere zu sein. Ein Trugschluss: Vor dem Gesetz sind alle gleich, oder sollten es zumindest sein. So sieht es das Finanzamt, so sieht es die Staatsanwaltschaft, und das ist auch gut so. Für das Gerechtigkeitsgefühl war gestern ein guter Tag. Der kleine Mann und seine fleißige Frau dürfen annehmen, dass die Hüter des Gesetzes letztlich doch all denjenigen ihre Grenzen aufzeigen, die in Reden viel von Moral halten - vorausgesetzt, die anderen halten sich daran. Irgendwann kommen die illegalen Schliche zur Mehrung des eigenen Wohlstands ans Licht. Hoffen wir mal. Bis zu einem möglichen Richterspruch, das sei hier klar gesagt, ist Postchef Klaus Zumwinkel nur Beschuldigter, nicht Täter. Volkes Urteil hat sich jedoch längst gebildet: "Die da oben" nehmen es mit Gesetz und Anstand nicht so genau. Sie scheffeln jedes Jahr Millionengehälter, bekommen zusätzlich traumhafte Bonuszahlungen. Selbst wenn sie durch ihr Unvermögen Kapital und Arbeitsplätze vernichten, werden sie buchstäblich reich abgefunden. Jeder kennt Beispiele. Jeder sollte aber auch wissen, dass vor Verallgemeinerungen zu warnen ist. Nur fallen den Menschen spontan wenige Namen von garantiert "guten" Spitzenleuten ein. Privatisierung der Bankgewinne und Sozialisierung von Verlusten, eiskaltes Ausnutzen persönlicher Vorteile - für das Vertrauen in die Schicht der Superverdiener und Konzernlenker sind dies keine guten Zeiten. Wenn man sich nie mehr Gedanken über das Geld machen muss - warum hat man dann Betrug am Staat, an den Bürgern nötig? Wer so fragt, ist nicht oben.

Quelle: Westfalenpost

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