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Börsen-Zeitung: Auf dem falschen Fuß

Archivmeldung vom 28.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Anleger haben den Analysten mal wieder eine lange Nase gezeigt. Der Euro-Rekord weit jenseits der runden Marke von 1,50 Dollar hat nicht wenige der Experten kalt erwischt. Sie hatten die Möglichkeit eines erneuten Höhenflugs der Gemeinschaftswährung bereits ad acta gelegt und die Prognosen heruntergeschraubt.

Über Monate hinweg war der Euro in einer Seitwärtsspanne eingefroren, nachdem er Ende November ein Allzeithoch erreicht hatte. Zwar riss die Flut schlechter Konjunkturnachrichten aus den USA wegen der Häuser- und Kreditturbulenzen nicht ab, doch den Euro tangierte das nur noch wenig. Investoren und Spekulanten tummelten sich lieber auf dem Spielfeld der Rohstoffe und ließen den Zinsvorteil der Gemeinschaftswährung von 100 Basispunkten, der sich nach zwei drastischen Schritten der US-Notenbank im Januar schlagartig ergab, ungenutzt.

Nun ist der Euro bei den Anlegern also wieder en vogue. Dafür sorgt das Stagflationsgespenst, das nach Signalen von erhöhtem Inflationsdruck bei zugleich weiter schwachen Konjunkturnachrichten in den USA an den Märkten herumspukt. Für den Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, überwiegen jedoch die Konjunktursorgen, er stellte eine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel in Aussicht.

Von der Dynamik des neuen Euro-Höhenflugs völlig überrumpelt, beeilten sich die Devisenstrategen, Marken von 1,60 Dollar für den Euro auszurufen. Ein strammer Durchmarsch der Gemeinschaftswährung in den nächsten Wochen sei wahrscheinlich, überschlugen sich die Auguren in ihren Prognosen.

Gewiss - die Wirtschaft im Euroraum hält sich wacker, so dass Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank noch nicht konkret in der Luft liegen. Damit dürfte sich der Vorsprung des Euro vergrößern. Dass sich der gemeinsame Wirtschaftsraum jedoch nicht völlig von der Flaute in den USA abkoppeln kann, und im Jahresverlauf die Zinsschraube gelockert wird, halten viele Ökonomen für ausgemacht. Auch könnten die Spekulanten, nachdem sie sich ein wenig mit dem Euro vergnügt haben, wieder in eine andere Richtung davonziehen. Insofern könnten die Märkte den Analysten durchaus wieder die Zunge herausstrecken und die nun überschäumenden neuen Euro-Prognosen zunichte machen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Silke Stoltenberg)

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