Neue OZ: Unbegreifliches Taktieren
Archivmeldung vom 13.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Streit um die Karmann-Millionen ist leicht verständlich, und dennoch unbegreiflich. Es geht um die gewaltige Summe von 180 Millionen Euro, die verständlicherweise Begehrlichkeiten weckt: bei den 7000 Gläubigern, bei den Gesellschaftern, und bei vielen beteiligten Anwälten, die sich bei diesem Streitwert ein saftiges Honorar erhoffen. Das alles ist verständlich. Unbegreiflich ist aber, warum die Karmann-Gesellschafter ihren Widerstand nicht aufgeben und stärker zu einer Lösung des Konfliktes beitragen. Selbst das Landgericht Osnabrück hat den Ausgang des Prozesses bereits vorweggenommen, das Geld steht den Gläubigern zu.
Die Streitlust der Gesellschafter-Anwälte scheint Zermürbungstaktik. Man sperrt sich so lange gegen einen Vergleich, bis die andere Seite bereit ist, einen stattlichen Anteil des Millionen-Betrages abzugeben. So läuft das unter Gegnern. Aber auf der anderen Seite sitzen keine Gegner. Im Gegenteil: Es sind jene, die dazu beigetragen haben, dass Karmann in den vergangenen Jahren diese Millionen überhaupt erst verdienen konnte. Unter den Gläubigern sind Tausende ehemalige Mitarbeiter und Auto-Zulieferer, die durch die Pleite des Traditionsunternehmens unverschuldet in Not geraten sind. Mit einer Geste der Großzügigkeit könnten die Gesellschafter die Auszahlung des Geldes ermöglichen und so diese Not lindern. Aber sie sperren sich. Das macht wütend.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)