Neues Deutschland: Wahl in Iran
Archivmeldung vom 05.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIsrael wird das Wahlergebnis in Iran nicht besänftigen: So deutlich die Niederlage für die Gefolgsleute des Israel-Hassers Mahmud Ahmedinedschad bei den Parlamentswahlen auch ausfiel - auf die Außenpolitik Irans hat der Urnengang sowenig Einfluss wie auf die Einschätzung Israels, dass Teheran so oder so, unter welchem Präsidenten auch immer um jeden Preis an die Atombombe gelangen will. So bleibt das Risiko eines baldigen Präventivkrieges, wie ihn Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Außenminister Avigdor Lieberman und Verteidigungsminister Ehud Barak in öffentlichen Gedankenspielen erwägen, unvermindert hoch.
Wenn sich iranische Politiker und Bevölkerung über alle politischen Differenzen in einem so gut wie einig sind, dann im Recht auf friedliche Nutzung der Kernkraft. Dazu hat Iran laut Atomwaffensperrvertrag Anspruch ohne Wenn und Aber. Verdachtsmomente, aber keinesfalls stichhaltige Beweise liegen bisher vor, dass Iran an eigenen Atomwaffen tüftelt. Nimmt man die Rhetorik von Lieberman und Co. so ernst wie die von Ahmedinedschad, der Israel gerne von der Landkarte streichen wollen würde, ist ein Krieg gegen Iran nur noch eine Frage der Zeit - mit unkalkulierbaren Folgen für mindestens die Region, wenn nicht gar für die ganze die Welt. Das beängstigende Szenario liegt offen auf dem Tisch. Nur dass im Gegensatz zur Behandlung Irans die Frage nach der Berechenbarkeit der Atommacht Israel nicht einmal gestellt wird.
Quelle: Neues Deutschland (ots)