Wo sind die fehlenden Arbeitskräfte hin? Was die Zahlen sagen
Archivmeldung vom 16.07.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer folgende Standpunkt wurde von Norbert Häring geschrieben: "Überall hört man von fehlenden Arbeitskräften. Es sei furchtbar schwer, neue Mitarbeiter zu finden. In Anbetracht der coronageschädigten Wirtschaft fragt man sich, wo die Arbeitnehmer und potentiellen Arbeitnehmer sind, die in so vielen Branchen fehlen. Ich habe mir deshalb die Beschäftigungsentwicklung nach Branchen angeschaut und einen Sektor gefunden, der kräftig Personal aufgestockt hat. Ein leergefegter Arbeitsmarkt ist normal, wenn die Wirtschaft längere Zeit boomt. Aber wenn die Wirtschaft gerade aus einem pandemiebedingten Abschwung kommt und der Ukraine-Krieg eine neue Rezessionsgefahr schafft, ist solch ein Arbeitskräftemangel ungewöhnlich."
Häring weiter: "Die deutsche Wirtschaftsleistung lag im ersten Quartal 2022 preisbereinigt gerade einmal ein knappes Prozent höher als im ersten Quartal 2020, vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Ein halbes Prozent pro Jahr ist wenig. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat im gleichen Zeitraum doppelt so stark zugenommen, um knapp 700.000 oder 2,1 Prozent. Von März 2020 bis April 2021 betrug die Zunahme sogar 713.000 Beschäftigte.
Die Beschäftigung hat sich also in zwei Pandemiejahren erstaunlich gut entwickelt und trotz der mauen Wirtschaftslage und schlechten Konjunkturaussichten fehlen den Unternehmen in vielen Branchen Arbeitskräfte. Was ist da los? Etwas ist anders als früher.
Sind es vielleicht vor allem Minijobs, die zugenommen haben? Im Gegenteil: Die Anzahl der Beschäftigten, die ausschließlich in einem (oder mehreren) Minijobs beschäftigt sind, ist um gut 300.000 gesunken. Die Anzahl der nicht geringfügig entlohnten Stellen ist also nicht nur um 700.000, sondern um annähernd eine Million gestiegen. ....[weiterlesen]
Quelle: apolut von Norbert Häring