"Neuen Presse" aus Hannover zu Moskau/Terror
Archivmeldung vom 30.03.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSicherheit gibt es nicht. Mit dieser Lehre sind Millionen Moskowiter gestern nach den blutigen Anschlägen auf ihre U-Bahn heimgekehrt. Zwei Frauen rissen, freiwillig oder gezwungen, mit ihren Bombengürteln dutzende Zivilisten in den Tod. Der Frieden in der Hauptstadt ist verletzlich, solange der Krieg im Nordkaukasus herrscht.
Dort in Tschetschenien schienen die Kämpfe zuletzt eingedämmt. Doch das war offenbar ein Trugschluss. Der Widerstand gegen die verhasste Zentralmacht hat sich vielmehr ausgedehnt - auch auf Inguschetien und Dagestan. Die Islamisten, denen Russland jedwede politische Legitimität abspricht, finden immer neue Anhänger in der Unruheregion. 200 so genannte Banditen wurden dort nach Angaben Moskaus im vergangenen Jahr getötet. Doch ihre Verwandten und Freunde schwören um so inniger Rache gegen das übermächtige russische Militär. Und die Zivilbevölkerung leidet unter der Gewalt von beiden Seiten. Einen Ausweg aus dieser Logik hat bisher noch keiner gefunden. Zwar zeigte Präsident Dmitri Medwedew zuletzt Ansätze, dem Kaukasus durch wirtschaftliche Erfolge zu mehr sozialer Stabilität zu verhelfen. Tatsächlich wären viel mehr Investitionen in Arbeitsplätze, Bildung und Gesundheit nötig, um dem Islamismus den Boden zu entziehen. Doch nach dem gestrigen Terror ist zu erwarten, dass auch Medwedew wieder ganz auf Härte setzt. Dabei ist schon absehbar, dass erneut Unschuldige zwischen die Fronten geraten. So viel Verständnis man für Russland im Anti-Terror-Kampf haben kann, so sehr darf der Westen doch nicht die Augen vor dem Unrecht verschließen, dass Moskau in den Unruheprovinzen verübt.
Quelle: Neue Presse Hannover