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Börsen-Zeitung: Die Imperialisten

Archivmeldung vom 13.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn es darum geht, zweistellige Milliardenbeträge für Übernahmen zu mobilisieren, dann kennen Chefs großer Konzerne kein Halten mehr. Querbeet durch die Branchen, von Rohstoffen über Konsumgüter bis zur Telekommunikation werden enorme Transaktionen eingefädelt.

Allen negativen Erfahrungen zum Trotz dominiert der Bau neuer Imperien. Das ist bei BHP Billiton so, die für 180 Mrd. Dollar Rio Tinto übernehmen möchte, bei France Télécom, die für 28 Mrd. Euro Anschluss bei TeliaSonera sucht und das hat auch Bierriese Inbev vor, der Anheuser Busch für 46 Mrd. Dollar schlucken will.

CEOs, die sich ein Denkmal setzen wollen, scheuen nicht davor zurück, "feindlich", gegen den Willen des Managements der Zielgesellschaft, vorzugehen. Auch das belegen Inbev, BHP, France Télécom sowie bei Microsoft mit Yahoo. Damit ist zwar klar, wer bestimmt, wenn der Deal "fliegt" - doch die Integration erleichtert das Vorgehen mit der Brechstange nicht gerade. Den Aktionären der umworbenen Gesellschaft kann die Brachialmethode nur recht sein: Sie können sich auf steigende Kurse, höhere Gebote und attraktive Prämien freuen.

Im Falle Inbev/Anheuser rechnen sich immerhin auch die Investoren des Bieters Chancen aus: Der Inbev-Kurs ist kräftig gestiegen, nachdem das Gebot, auf das der europäische Konzern mit gezielten Indiskretionen vorbereitet hatte, lanciert wurde. Im Umkehrschluss heißt dies, dass die Anheuser-Investoren den Aktionären des "Beck's"-Brauers Inbev die Prämie nicht gönnen: Sie wollen mehr. Damit ist im Preis das letzte Wörtchen nicht gesprochen. Unwahrscheinlich ist, dass ein Rivale dazwischen funkt. Allein SABMiller könnte auftrumpfen - Carlsberg und Heineken sind zu klein und mit dem Verdauen von Scottish&Newcastle beschäftigt.

Die Finanzierung großvolumiger Transaktionen erscheint problemlos. Auch in der Finanzkrise schreiben Banken - und es gibt einige, die dazu in der Lage sind - in Konsortien gern große Tickets. Die Margen haben wieder angezogen und Konzerne mit gesunden Bilanzen und Cash-flows sind anders als Private Equity kreditwürdig. Auch der Kapitalmarkt spielt mit. Nicht nur angeschlagene Banken sondern auch Industriekonzerne sind mit Emissionen zurück: So nahm gerade Carlsberg mit 4 Mrd. Euro einen Schluck aus der Pulle. Die Finanzierung setzt der Imperienbildung kaum Grenzen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Walther Becker)

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