Rheinische Post: Risiko Ypsilanti
Archivmeldung vom 07.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Vertreter der Bundes-SPD reiben sich die Augen. Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti bereitet ungeniert und unbeirrt ein Linksbündnis vor.
Die Warnungen aus Berlin, die schmerzhaften Erinnerungen an den ersten, dilettantisch gescheiterten Versuch einer rot-grünen Minderheitsregierung, die bröckelige linke Mehrheit von einer Stimme, das Aufflammen der Wortbruch-Debatte - all das lächelt Ypsilanti tapfer weg. Ihr Machtwille ist groß. Sie will nicht länger zusehen, wie CDU-Ministerpräsident Roland Koch geschäftsführend das Land regiert. Und: Es ist Ypsilantis letzte persönliche Chance, in der Politik noch eine Rolle zu spielen. Die Zeit läuft ab. Die Blockade der fünf Landtagsparteien nervt die Wähler zusehends. Die Grünen drängen auf eine Entscheidung, Kochs CDU strebt - mit der berechtigten Hoffnung auf ein Stimmenplus - Neuwahlen an. Ypsilanti muss also handeln. Der Verlierer des Hessen-Experiments steht schon fest: die SPD insgesamt. Wenn Ypsilantis Wahl scheitert, ist die Partei blamiert. Gewinnt sie, wäre das hessische Linksbündnis Dauerthema im Bundestagswahlkampf. Ein möglicher SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier müsste ständig etwas erklären, was er nie wollte. Ob er dazu bereit ist?
Quelle: Rheinische Post (von Michael Bröcker)