WAZ: Generation Raute hat jetzt die Wahl - Kommentar zu den Erstwählern
Archivmeldung vom 22.09.2017
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Freigeschaltet durch André Ott2005, da wurde Deutschland Papst, das singende Krokodil Schnappi brachte Eltern an die Belastungsgrenze und "Bundeskanzlerin" wurde zum Wort des Jahres gekürt. Mit Angela Merkel ist erstmals eine Frau ins Kanzleramt eingezogen.
Und da ist sie nun schon so lange, dass die Kinder von 2005 bislang nur diese eine Regierungschefin kennen. Wie es einst die "Generation Kohl" gab, so gibt Merkels bekannte Geste heute dieser Generation den Namen "Raute". Was ist das für eine Generation, die am Sonntag drei Millionen Erstwähler stellt? Es sind Menschen, die in einem friedlichen Europa ohne Grenzen groß geworden sind, die am Arbeitsmarkt umkämpft sind und denen über das Internet wohl so viele Möglichkeiten offen stehen wie niemals zuvor. Eine übersättigte Generation des "Weiter so"?
Das würde ihr nicht gerecht. Diese Jugendlichen wuchsen auch in Zeiten von Terror und Klimakatastrophen auf, sie erleben den ungefilterten Hass des Internets und den Druck einer Leistungsgesellschaft. Wer nachfragt, findet viele junge Leute, die sich in den Städten engagieren, für ihre Rechte oder den Klimaschutz streiten, für Europa demonstrieren. Am Sonntag kann diese Generation beweisen, dass sie über ihre Zukunft mitbestimmen will.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Stephanie Weltmann