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WAZ: Der neue US-Präsident - Ein Ruhm auf Kredit

Archivmeldung vom 20.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Obamas Aufstieg und Wahlkampf - das war immer viel mehr eine Person als ein Programm. Er selbst war und ist die Botschaft. Seine Biografie spiegelt die moderne, mobile, multikulturelle Welt wider, sein sozialer Aufstieg illustriert in ganz neuer Form den alten amerikanischen Traum. Er predigt die Hoffnung und ist selbst ein Beispiel gelebter Hoffnung.

Kann Obama den Erwartungen überhaupt gerecht werden? Das ist die naheliegende Frage, nachdem er selbst die Erwartungen manchmal bis ins Übermenschliche gesteigert und sich bisweilen bis ins Messianische zu einem neuen Politikertypus stilisiert hat, der eine bessere, gerechtere Welt für alle verspricht. Manche Enttäuschung ist damit programmiert. Doch man wird ihn am Ende, der überladenen Rhetorik zum Trotz, doch an Maßstäben des politisch Möglichen messen müssen und nicht an übermenschlichen Erwartungen.

In den Monaten zwischen Wahlsieg und Amtseinführung hat Obama die ersten Schritte getan, die vielleicht erste Hinweise auf seinen Politikstil geben. Auffallend ist vor allem das Bewusstsein der eigenen Grenzen und Defizite. Die Republikaner (und vor ihnen auch die parteiinternen Gegner Obamas) hatten ja durchaus recht: Mit so wenig politischer Erfahrung wie Obama ist in den letzten 80 Jahren niemand Präsident geworden. Doch Obama geht mit seinen Erfahrungsdefiziten klug um: Er holt sich die besten Mitarbeiter, die erfahrensten Ratgeber. Das Team, das er zusammengestellt hat, ist in Kompetenz, Vielseitigkeit und Erfahrung eindrucksvoll.

Die Regierung zusammenzustellen, war vergleichsweise leicht; sie zu führen und die natürlichen Konflikte einer solchen Regierung produktiv zu nutzen, ist die eigentliche Herausforderung. Obama bleibt vorläufig, wenn man ehrlich ist, ein politischer Novize. Sein maßloser Ruhm rund um die Welt ist immer noch ein Ruhm auf Kredit. Seine größte Leistung ist bislang, dass er die große gesellschaftliche Koalition aufgebaut hat, der er seinen Wahlsieg verdankt. Er hat Millionen inspiriert und mitgerissen, er hat gedankliche Blockaden aus dem Weg geräumt. Das alles ist großartig, hat aber mit praktischer Politik nichts zu tun. Erst jetzt beginnt das eigentliche politische Abenteuer, auf das Obama die USA und die Welt eingeschworen hat.

Obamas Wahlsieg war schon für sich genommen ein historischer Durchbruch und Neuanfang. Doch erst der Erfolg seiner Präsidentschaft wird darüber entscheiden, was dieser Durchbruch wirklich wert war. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Markus Günther)

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