Südwest Presse: zum Papstbesuch
Archivmeldung vom 23.09.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Verhältnis des deutschen Papstes zur politischen Klasse seines Heimatlandes ist keine Schönwetterbeziehung. Nicht einmal die Vorsitzende der CDU, die sich schon in ihrem Namen zu den christlichen Grundwerten bekennt, schreckte vor einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Benedikt XVI. über das Geschichtsbild der katholischen Kirche zurück - eine unerhörte Begebenheit selbst in den Augen vieler Parteifreunde Angela Merkels.
Es darf daher als himmlisches Symbol gelten, dass dem Papst bei seiner Ankunft in Berlin ein kräftiger Wind ins Gesicht blies. Auf seiner viertägigen Deutschland-Tour wird der Gast aus Rom nämlich mit den Problemen konfrontiert, die viele Menschen gerade in der Bundesrepublik mit den Ansichten und Dogmen eines Religionsführers haben, der nicht gewillt scheint, auch nur die geringsten Konzessionen an den Modernisierungswillen an der Basis seiner Weltkirche zu machen. Im Bundestag aber wich er seinen Kritikern geschickt aus, indem er in die Rolle des weisen Philosophen und Staatstheoretikers schlüpfte, der gar das hohe Lied der Ökologie sang. Freilich wird der Papst in den nächsten Tagen nicht an den wirklich heiklen Themen seiner Mission vorbeikommen. Vielleicht schärft dieser Besuch ja seinen Blick für eine Realität, die man nicht ignorieren darf, sondern als Herausforderung annehmen muss. Das betrifft die Kirchen so gut wie die Politik.
Quelle: Südwest Presse (ots)