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Westdeutsche Zeitung: Formel 1

Archivmeldung vom 30.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dass hinter einem Formel 1-Team ein überdimensionierter Kostenapparat für ein Wirtschaftsunternehmen steht, ist bekannt, wird aber allzu schnell vergessen. Die Formel 1 ist ein Luxusprodukt, das in der Wirtschaftskrise notwendigerweise kritisch und mit steigendem Umweltbewusstsein sogar missliebig beäugt wird - und dadurch kontraproduktiv wirkt.

Wo in sorgenlosen Zeiten sportliche Spannung und technischer Fortschritt bejubelt werden, steht in Krisenzeiten die Frage von Arbeitnehmern und sensibilisierten Kunden im Vordergrund, ob angesichts von Kurzarbeits-Perioden im Unternehmen Ausgaben von 350 Millionen Euro für den Sport angebracht sind. Dass daraus nach dem Ausstieg Hondas im vergangenen Jahr nun auch bei BMW Konsequenzen erwachsen, die die Konzernleitung "strategische Neuausrichtung" nennt, ist verständlich. Allein in Deutschland beschäftigt BMW fast 78 500 Mitarbeiter, denen die Führung überbordende Investitionen in ein Prestigeobjekt vermitteln muss. Es sind keine guten Zeiten für ausufernde Marketingausgaben. Schon gar nicht, wenn sie sich aufgrund ausbleibenden sportlichen Erfolgs niemals refinanzieren lassen. Denn die laufende WM-Saison ist für das BMW Sauber F1 Team eine einzige Enttäuschung. Weder der Fahrer Heidfeld noch Kubica rangieren unter den zehn besten Fahrern, in der Konstrukteurswertung, die BMW Sauber 2007 noch als Zweiter beendet hatte, ist das Team Drittletzter. So schlägt Werbung für die Spitzentechnologie der BMW-Autos ins Gegenteil um. Und zuletzt wird den Vorstand auch die zum großen Teil selbst verantwortete Krise der Königsklasse zermürbt haben. Das vermeintlich edle Produkt droht in der seit Monaten offen ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen dem Internationalen Automobilverband (Fia) und der Vereinigung der Teams (Fota) um Budgetobergrenzen endgültig zerrieben zu werden. Dass der brüchige Friede in diesen Tagen zu einem "Concorde Agreement" führen soll, in dem sich die Teams für weitere drei Jahre der Königsklasse verpflichten sollen, wird die Entscheidung der Bayern vorangetrieben haben. Allein die Notwendigkeit dieser Bindung zeigt, auf welch dünnem Seil die Königsklasse balanciert.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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