Rheinische Post: Kein Bürgerkrieg
Archivmeldung vom 04.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLodernde Autos, ausgebrannte Geschäfte, Steine werfende Jugendliche und eine martialisch auftretende Staatsgewalt. Die Bilder erinnern an Bürgerkrieg, doch Frankreich ist von ihm weit entfernt. Was sich in den Pariser Vororten seit einigen Nächten abspielt, ist der Ausbruch eines sozialpolitischen Vulkans.
Die ungeheure
Zerstörungswut der zweiten und dritten Einwanderergeneration, deren
Angehörige zumeist in Frankreich geboren wurden und dessen
Staatsbürger sie sind, wenden sich in einer Orgie der Gewalt gegen
das eigene Gemeinwesen. Frustration und eine Arbeitslosigkeit
Jugendlicher weit über dem Landesdurchschnitt nähren ihre Armut und
schaffen Perspektivlosigkeit. Was hier passiert, geschah Ende Oktober
im britischen Birmingham. Morgen wird es anderswo Tagesnachricht
sein.
Die Gründe liegen weit zurück. Europa brauchte Arbeitskräfte, und die
Menschen kamen, auch aus ehemaligen britischen und französischen
Kolonien. Doch über die soziale Eingliederung dieser Menschen mit
anderen religiösen und ethnischen Vorstellungen machte man sich nicht
viele Gedanken. Die Integration gelang selten. Spät greift der Staat
durch und setzt Grenzen. Das Problem lässt sich so zwar eindämmen,
aber seine Lösung kennt keiner.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post