Neue Westfälische (Bielefeld): Ausstattung der Kliniken mit Klimaanlagen
Archivmeldung vom 21.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs klingt schon abenteuerlich: Das erst vor drei Jahren neu errichtete Johannes-Wesling-Klinikum in Minden kühlt seine bis an die Grenze der Belastbarkeit arbeitenden Kühlaggregate auf dem Dach mit Wasser aus einem Rasensprenger. Teile der Klinikräume heizen sich dennoch in diesen Tagen auf bis zu 38 Grad auf, weil sie über keinerlei Kühlung durch Klimaanlagen verfügen. Sommerwetter kam in den Szenarien der Klinikarchitekten offenbar nicht vor. Allerdings: Auch dem Gesetzgeber fällt hierzu herzlich wenig ein.
In einem Land, wo jede Schraube ein Normmaß hat, ist nicht geregelt, auf wieviel Grad Celsius sich das Patientenzimmer einer Klinik aufheizen darf. Die Folge: Kliniken verzichten in der Regel darauf, ihre Patientenzimmer mit solchen teuren, wartungsintensiven und energiefressenden Anlagen auszustatten. Das ist zunächst einmal ihr gutes Recht, denn der Wettbewerb unter den Krankenhäusern ist hart und die Kosten für die Unterhaltung solcher Anlagen durch die bisherigen Einnahmequellen nicht zu refinanzieren. Dennoch könnte auch dies künftig ein Plus im Konkurrenzkampf der Klinikstandorte sein: Denn gerade, wenn es einem Patienten gesundheitlich schlecht geht, ist dieser froh, auch im Hochsommer befreit durchatmen zu können. Insider räumen bereits ein, dass dies ein Handlungsfeld für die Zukunft werden kann. Um nicht missverstanden zu werden: Horrorgemälde von reihenweise zusammenbrechenden hitzegeschädigten Patienten sind - noch - nicht zu zeichnen. Die medizinisch sensiblen Räume sind allerorts klimatisiert, das Fachpersonal kümmert sich intensiver als sonst um durch die Wärme gefährdete Patienten. Doch generell sollte unserem Krankenhauswesen zur Bekämpfung der Hitzefolgen mehr einfallen als ein Rasensprenger auf dem Dach. Denn auch der nächste Hochsommer kommt bestimmt.
Quelle: Neue Westfälische