Alles wird grün: Das Klima und der Kapitalismus
Archivmeldung vom 12.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlVielleicht wird am Ende doch noch alles gut. Nehmen wir für einen Moment an, das Thema Klimawandel endet dann doch nicht wie in einem dieser schaurig-schönen Katastrophenfilme, sondern wird von der Menschheit gelöst - weshalb könnte es genau so kommen?
Sicher nicht aus Idealismus. Die Folgen des Klimawandels
einzudämmen, kostet je nach Schätzung zwischen ein bis drei Prozent
unseres Bruttosozialprodukts. Nichts zu tun, würden wir global mit
einem Verlust von bis zu 20 Prozent unserer Wirtschaftsleistung
bezahlen. Daraus folgt: Klimaschutz ist nicht mehr irrational,
sondern rational. Ein einstmals ökologisches wird zu einem
ökonomischen Thema. Darum ist es so plötzlich vorbei mit seinem
Nischendasein: Die Welt grün zu erhalten steht nun im Zentrum unserer
Aufmerksamkeit. Es handelt sich nicht mehr um eine Angelegenheit von
Greenpeace, sondern der Uno.
Man könnte auch sagen: Klimaschutz wird kapitalistisch. Er
bedroht nicht mehr Wohlstand, sondern setzt ihn voraus. Die Freiheit
des Wirtschaftens findet im Klima seine größte Bedrohung; eine, die
womöglich größer ist als die durch den islamistischen Terrorismus.
Wenn der Weltwirtschafts-Metropole Shanghai aufgrund einer
Versteppung im Norden des Landes Wassernot droht, wenn die
klimabedingten Umweltkatastrophen im übrigen Asien und vor allem in
Afrika zunehmen, braucht es wenig Phantasie sich auszumalen, welche
unmittelbaren Folgen das in den westlichen Wohlstandsgesellschaften
haben wird.
Wenn Klimaschutz kapitalistisch wird, dann werden die beiden
kapitalistischsten Länder der Welt, die USA und China sich dieses
neuen globalen Megathemas bemächtigen. Chinas Katheder-Kommunisten,
früher die allergrößten Umweltfrevler, reden schon so. Schwarzenegger
hat noch vor den Europäern verbindliche CO2-Ziele durchgesetzt. Wobei
er Klimaschutz ansieht als einen Beitrag zur Rettung der
amerikanischen Freiheits-, Europäer würden sagen: Spaßgesellschaft.
Arnie will weiter lustvoll große Autos fahren, nur eben mit Ökosprit.
Jedenfalls sollten die Europäer, erkennbar narkotisiert von jüngsten
Gipfel-Erfolgen, bloß nicht glauben, sie hätten auf das Thema
Umwelt-Technologie ein Dauer-Monopol. Sobald sich herumspricht, dass
man damit Geld verdienen kann, werden die USA und China, die schon in
der Vergangenheit oft weitaus dynamischer, entschlossener und
innovativer agiert haben als die Europäer, dem alten Kontinent die
Pole Position auf dem Weltmarkt streitig machen. Und die
Globalisierung? Wird halt auch noch grün.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung