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Westdeutsche Zeitung: Kratzer an den praktischen Kärtchen

Archivmeldung vom 09.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Geldautomaten spucken wieder Scheine aus. Auch beim Bezahlen in Geschäften gibt es keine peinlichen Situationen mehr, weil die Karte nicht funktioniert. Und wenn uns wegen der Panne Kosten entstanden sind, dann erstatten uns diese die Geldinstitute. Also ist jetzt wieder alles gut?

Nein. Wenn der Sparkassen- und Bankenverband ankündigt, für Mehraufwendungen aufzukommen, gewährt er keine Wohltat. Solch kundenfreundliches Verhalten muss selbstverständlich sein, egal was im Kleingedruckten der Geschäftsbedingungen stehen sollte. Zudem sind die Kosten nur ein kleiner Teil des Ärgers. Millionen Menschen gerieten in missliche Lagen, wenn sie zum Beispiel in Tankstellen oder Restaurants nicht bezahlen konnten. Millionen verloren unnötige Zeit mit Laufereien. Dem Handel ging Umsatz verloren. Und wer in diesen Tagen ins Ausland reist, der tut das weiterhin mit einem unguten Gefühl. Selbst wenn er sich sicherheitshalber mit Bargeld oder Reiseschecks eingedeckt hat, muss er zumindest darauf achten, dass er seine Reisekasse nicht überzieht. Größere Spontaneinkäufe etwa kann er vergessen.

Solche Erfahrungen werden lange nachwirken. Das Vertrauen darin, dass die praktischen Kärtchen eben immer unsere Wünsche erfüllen, ist angekratzt. Die Geldinstitute werden sich deshalb sehr bemühen müssen, dieses wieder aufzubauen. Gleichzeitig haben sie das Problem, dass die Menschen in Folge der Chip- und Magnetstreifen-Diskussion für die grundsätzliche Sicherheitsfrage beim Kartenzahlen sensibilisiert sind.

Wir Verbraucher sollten drei Dinge gelernt haben:

1. Immer ganz altmodisch Bargeld in der zu Tasche haben, macht unabhängig. Dies gilt auch dann, wenn man trotzdem mit Karte zahlen will oder muss, weil es in Hotels oder bei Autoverleihern fast nicht mehr anders geht.

2. Schützen können wir uns außerdem, wenn wir mehrere Karten besitzen. Motto: Tut es die eine nicht, klappt es vielleicht mit der anderen.

3. Generell sollten wir immer wieder unsere Technikgläubigkeit überprüfen. Nicht nur für Karten gilt: Nicht alles, was machbar ist und so wunderbar bequem erscheint, bringt uns wirklich weiter und ist frei von Gefahren.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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